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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
56.1994, Heft 2.1994
Seite: 316
(PDF, 60 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1994-02/0318
Markgraf 1783 durch die Aufhebung der Leibeigenschaft geschaffen. Dadurch waren
die Bauern nicht mehr an die Scholle gebunden, und die Kinder, die keinen Hof erbten,
waren freier in der Arbeits wähl. Einen Aufschwung nahm die Industrialisierung des
Wiesentals noch unter Karl Friedrich24'. Das benachbarte Basel und der der Schweiz
„zugewandte Ort" Mülhausen gingen hier seit langem mit gutem Beispiel voran. Aber
erst nachdem kapitalkräftige Geldgeber und Unternehmer gefunden worden waren,
schössen die Manufakturen aus dem Boden. Wie konnte man die reichen Basler
Fabrikanten zu Investitionen in solchen Notstandsgebieten wie dem Wiesental
bewegen? Durch die Gründung des deutschen Zollvereins 1834 wurde hierfür die
nötige Motivation geschaffen, denn nun konnten die Schweizer Textilfabriken wegen
der hohen Zölle nicht mehr mit Gewinn exportieren. Nach einigen Anläufen gelang
es Basler Fabrikanten. z.B. Sarasin. in Lörrach, Säckingen und Grenzach Bandwebereien
anzusiedeln25'. Andere folgten, so Ernst Friedrich Gottschalk in Schopfheim26\
Er hatte sich ursprüglich mit der Drahtfabrikation befaßt - Drahtziehereien gehörten
zu den ältesten Betrieben -, wollte aber 1834 in seinen Räumen eine mechanische
Baumwollspinnerei und -weberei installieren. Die Gemeinde stimmte dem zu. sah sie
doch die Vorteile eines so vielversprechenden Unternehmens für den Stadtsäckel und
für die Beschäftigung der Einwohner.

Daß neue Manufakturen mit der Zeit auch unerwünschte Folgen mit sich bringen,
leuchtet ein: Immer weniger wollten die Bauern ihre eigenen Garne aus Flachs, Wolle
und Hanf herstellen und sie zu Tuch weben lassen, denn sie fanden Gefallen an den
hübschen Stoffen und den bunten Bändern, die beispielsweise in Kandern gewebt
wurden. 1836 werden die seidenen und leinenen Bänder bereits größtenteils von dem
Landvolk der oberen Gegend verbraucht27'. Kein Wunder - die Schleifen der
Hörnerkappe waren in der Zwischenzeit immer größer geworden!

Eine folgenschwere Polizeiordnung28'

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts suchte man nach Kriterien, nach welchen eine
teutsche Nationalkleidung einzuführen nützlich und möglich sei29'. Man war sich
dabei bewußt, daß die Einführung einer Einheitskleidung nur von der Männerwelt
befolgt, bei den Frauen aber zu einer Weiber-Rebellion in Teutschland führen würde.
Wie genau diese Aussagen auch auf das Markgräflerland zutrafen, sollte der Vogt des
Oberamts Rötteln namens Wallbrunn bald erfahren. 1764 bemängelte er die bishero
in hiesiger Stadt [Lörrach] beibehaltene unanständige Bauern-Trächt. Er meinte
damit die nicht mehr Standes- und zeitgemäße Kleidung, die er durch die bürgerliche
Kleidung ersetzt wissen wollte. Man könne sehr wohl halbleinene und andere geringe
Zeuge, welche gemeine Leute zu tragen pflegen, eben sowol in bürgerliche als
Bauern-Kleidung verwandeln. Der Markgraf kam dem Wunsch Wallbrunns nach, vor
allem weil die bürgerliche Kleidung billiger herzustellen war als die bäuerliche. Er
empfahl ihm jedoch, letztere ohne Zwang und nach und nach abzuschaffen. Im Lauf
der Zeit ist daher die lange Hose in die Markgräfler Männertracht übernommen

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