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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
56.1994, Heft 2.1994
Seite: 324
(PDF, 60 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1994-02/0326
Auch dieses Halstuch aus Italien wird noch über dem Rücken gebunden, denn es
fallt in prächtige Zipfle lieber e Rucken abe. Hebels luftig Gwülch entspricht dem
Halstuch der Abb. 3. Ob sich allerdings der Vogt Wallbrunn unter dem „Wämstlein"
eine so kecke Machart vorgestellt hat, ist zu bezweifeln!

Hebels grüner Trägerrock ist offenbar am Oberteil wie ein Mieder mit Bändeln
verschnürt, darunter trägt das Maidli einen rosaroten Samteinsatz. Ein so verschnürtes
Mieder ist 1783 bei einer Markgräflerin zu sehen, die in Will, Europäische
National Trachten, abgebildet ist. Die kleine Kappe hat sich wenig verändert, aber die
Schleife fällt nun nach vorn ins Gesicht. Immer noch ist sie aber so klein gehalten, daß
der Schihuet darüber setrasen werden kann, auch wenn Hebel nicht mehr dafür ist -
die vornehm-blasse Haut der Städterinnen hat ihm offenbar nicht gefallen! Das Maidli
soll den Hut daher in die Hand nehmen und nicht aufsetzen. Die kleine Kappe wird
eigentlich aus Versehen zur Dotschchappe. weil sich das Vreneli beim Aufsetzen der
Kappe ungeschickt anstellt und von Hebel daher liebevoll Dotsch (Tölpel, ungeschickte
Person) genannt wird 50'. Der Zopf wird an Festtagen kunstvoll zum mehr-
strängigen Basler Zopf geflochten, ansonsten durch Einflechten von Haarteilen aus
Flachs verstärkt. Wichtig sind die einseflochtenen, schwarzseidenen Haarbändel, die
bis zum Saum der langen Röcke fallen. Die Frauen stecken dagegen ihr Haar auf zu
einem sog. Drüller und verstecken es unter der Kappe. Der grüne Rock ist nun in
reiche Falten gelegt, das rosafarbene Mieder mit Borten besetzt und bestickt31

Um 1820 kommt das Vrenelichäppli ab. Eine neue Entwicklung der Kopfbedek-
kung setzt ein, bei welcher die Schleife nun immer größer wird und das Käppchen
allmählich verschwindet. Was 1792 durch die gezackten Enden der Schleife erst in
Ansätzen zu erkennen war, entwickelt sich nun zu ausgefransten Enden, den Fransen.
Sie werden um 1825 in die Stirn hinein getragen, man möchte fast sagen ..gekämmt"
(Abb. 4). Die Schleife ist beachtlich größer geworden und liegt leicht nach hinten
geneigt auf der immer kleiner werdenden Kappe. Das Halstuch wird jetzt vor der
Brust über Kreuz geschlungen.

Eine interessante Zw ischenstufe von der Schleife mit Stirnfransen zur Schleife mit
seitlichen Fransen geht aus dem Bild einer Markgräflerin aus Schopfheim von 1835
hervor. Sie trägt noch Stirnfransen. aber zusätzlich Seitenfransen am rechten Schleifenende
. Hier sind übrigens die Fransen extra angenäht, nicht das Band selbst
geschlitzt. Letztere Machart ist teurer.

Die Haarmode der Trachtenträgerinnen paßt sich dem allgemeinen Modetrend des
Biedermeiers an, in welchem mit Vorliebe ein Mittelscheitel getragen wird. Eine
solche Frisur machte die Kappe unnötig, da kein Drüller mehr darunter versteckt
werden mußte. Man trug jetzt einen Nackenknoten und manchmal noch seitlich
aufgedrehte Löckchen52'. Der Zopf der Mädchen bedurfte ohnehin keines Käppchens;
die Flügel werden durch ein unter den Zöpfen durchgeschlungenes und darüber
gekreuztes Band festgehalten53'.

Immer länger werden die Fransen, immer breiter die Schleife, wie bei der Altwei-
lerin auf Abb. 5 zu sehen ist. Dunkler werden auch die Farben. Die jüngeren Frauen
übernehmen die modischere Version, während die älteren beim Langgewohnten

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