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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
56.1994, Heft 2.1994
Seite: 327
(PDF, 60 MB)
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bleiben. Mutter und Tochter demonstrieren dies auf Abb. 6. Aus der einstigen Kappe
mit nur angedeuteter Schleife hat sich nun die breite Hörnerkappe mit Fransen
entwickelt. Es ist wohl dem Schmuckbedürfnis der Frauen zuzuschreiben, daß der
Letsch immer größer wurde. Der Hörnerkappe wird im übrigen eine das Unheil
abwehrende Kraft zugeschrieben, die, auf dem Kopf einer Frau getragen, außerdem
die Fruchtbarkeit fördert 541.

Es gibt Zeichnungen aus dem 19. Jahrhundert, auf denen auch Männer zu sehen
sind, aber kaum solche, auf denen ein Ehepaar abgebildet ist. Die Erfindung der
Fotografie animierte die Bauern nun. sich bei besonderen Gelegenheiten der noch
langwierigen Prozedur zu unterziehen. Abb.7 zeigt den Altvogt Dattier aus Zunzin-
gen mit seiner Frau anläßlich der diamantenen Hochzeit 55'. Dem Alter der Ehefrau
entsprechend, gibt die Tracht nicht den modernen Stand von 1878 wieder.

Auf unserem letzten alten Bild (Abb. 8). das Frauen aus Weil um 1900 in
wunderschönen hellblauen und pflaumenblauen Kleidern zeigt, hat die Schleife ihre
größte Dimension mit fast 50 cm Ausladung erreicht. Die ebenfalls 'ausgewachsenen
* Fransen hängen nun bis zu den Schultern herab. Die Überdimensionierung der
Schleife ist im übrigen kein Einzelbeispiel, auch beim Gutacher Bollenhut waren die
Bollen um 1860 noch viel kleiner 56'.

1895. beim Festzug der oberbadischen Volkstrachten, äußerte sich der Trachtenverein
Freiburg enthusiastisch 5': An Vornehmheit übertrifft aber alle Trachten
Deutschlands wohl die Markgräflertracht, besonders die der Mädchen. Wohl dem
Stamme, wo es noch solche Mädchen giebt! Die Schleife, die den Kopf zieit. ist ein
einfach schwarzes Band, zwei Schlipse, an beiden Seiten mit sehr langen, bis auf die
Schultern fallenden, seidenen Fransen behangen, die bei jeder Bewegung spielen.
Das Kleid ist einfach, aber im Schnitt, in den Stoffen, der Farbe dem Modernen
angepaßt. Ueber die Brust ist das weißseidene, große Mailänder Tuch gekreuzt und
die dicken Zöpfe sind mit bis zum Boden reichenden, breiten, schwarzen Bändern
durchflochten. Die Kleidfarben meist matt oder auch schwarze Seide. Bei matten
Stoffen, namentlich ganz, weißen Kleidern, werden dann schwarze Spitzentücher
getragen.

Der Beschreibung kann man entnehmen, daß auch die Volkstracht modischen
Einflüssen ausgesetzt ist. Die oben beschriebene schwarze Hörnerkappe stellt nun die
Endform dar, die sich aus der ehemaligen Kappe entwickelte. Im Gegensatz zu
anderen Trachten ist der Hut im Markgräflerland - zwangsläufig - völlig verschwunden
, während er als Bollenhut in Gutach. als Sommer- und Winterhut in Neustadt
noch getragen wird.

Im Markgräflerland kennt man keine spezielle Trauerkleidung. Das Schwarz der
Kleidung allein läßt diesen Schluß, wie immer wieder behauptet wird, nicht zu.
Weitverbreitet ist jedoch auch hier die Sitte, auf Spitzen. Stickereien und Schmuck zu
verzichten 58). Die Marksräflerin trägt bei einem solchen Anlaß ein Brust- oder
Schultertuch ohne Fransen.

Trotz Vereinheitlichung der Regionaltracht gibt es auch bei der Markgräfler Tracht
unterschiedliche Ausprägungen, denn jedes Dorf steuert seine eigene Variante bei.

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