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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
56.1994, Heft 2.1994
Seite: 339
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Viel Mühsal und wenig Gewinn brachte der Ackerzehnte. Die Bauern hatten ihn an
die Feldwege zu stellen, wo ihn die Pfarrfamilie abholen mußte. Es waren nicht immer
die besten Erzeugnisse, die da ins Pfarrhaus kamen. Regelmäßig wurden die Jahr-
markte in Schopfheim. Lörrach und Kandern besucht. Da hatten auch die Schulkinder
frei. Den Kindern ließen die Pfarreltern große Freiheit. Die älteren Jungen wohnten
in Lörrach bei einer befreundeten Apothekerfamilie, und nur sonntags waren sie
daheim. Erstaunlich groß war der gesellige Verkehr im Steinener Pfarrhaus. Die
Honoratioren des Wiesentals, die Pfarrfamilien der Umgebung und wer sonst kam.
wurden reichlich bewirtet. Besonders wurde viel Wein verbraucht. Den meisten
tranken die Dienstboten. Tagelöhner und die Gäste, denn so war es Sitte. Eine
besondere Wohltat bildete der Weinvorrat in den Kriegsjahren, denn dadurch wurden
die wildesten Soldaten besänftigt. Die Tochter Christine - bis zum Lebensende mit
Johann Peter Hebel befreundet - heiratete im Februar 1794 den Arzt und Botaniker Dr.
Christian Gmelin aus Karlsruhe.

Inzwischen hatten die kriegerischen Ereignisse im Wiesental Einzug gehalten. Ab
1792 gab es im Gefolge der Französischen Revolution Spannungen. Am 9. März 1792
kam die Nachricht, daß Kaiser Leopold gestorben sei. Es war das letzte Mal. daß
Glocken über die Täler klangen, denn am 20. April 1792 erfolgte die französische
Kriegserklärung. Schon vorher waren viele Adelige aus Frankreich geflohen, doch im
Markgräflerland sah man sie nicht gern. Pfarrer Herbst hatte bereits Ende 1791
geschrieben: "Scharenweise ziehen Franzosen durchs Land, sie verthun entsetzlich

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\iel Geld und führen sich übel auf. Man fürchtete wegen ihrer Hetzreden, daß das
gute Einvernehmen mit den Menschen im Elsaß leiden würde. Schließlich gab der
Markgraf den Ausweisungsbefehl.

Voll sorgenvoller Bekümmernis denkt Pfarrer Herbst an die Situation. Die badi-
sehen Reichsgebiete jenseits des Rheins wurden bereits als zu Frankreich gehörig
erklärt, womit die Freundnachbarlichkeit mit dem Elsaß zu Ende war. Im Gefolge der
Französischen Revolution schauten die Elsässer über den Rhein wie die Freien zu den
Sklaven. Die Bauern im badischen Oberland liebäugelten mit den neuen Ideen, aber
die Obrigkeit hatte ein scharfes Auge auf sie. Trotz allem hielten die Leute treu zum
Markgrafen. Der Vogt, die Stabhalter und der Pfarrer sorgten dafür, daß alles in
Ordnung blieb.

Die Hut des Reichs war damals im Südwesten den Truppen des schwäbischen
Kreises anvertraut. In einer dünnen Postenkette standen sie am Rhein von Kehl bis
Basel. Drüben standen aufmüpfige Franzosen, hier die gutmütigen Soldaten der
Reichsarmee.

Sehr sicher fühlten sich die Menschen im Rhein- und Wiesental nicht. So waren sie
froh, als die Österreicher heranritten. Nach wie vor hatte man Angst vor einem
französischen Einfall, denn die Zahl der französischen Truppen war beträchtlich, und
die meisten Rheinübergänge befanden sich in ihrer Hand. So wurden die österreichischen
Truppen begeistert begrüßt. "Es sind traurige Zeiten", schreibt Pfarrer Herbst.
"Man weiß nicht, wann es zu einem blutigen Kampf kommt". Die Nachrichten von
den Septembergreueln in Paris vergrößerten die Angst. Da hörte man. daß die Preußen

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