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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
56.1994, Heft 2.1994
Seite: 343
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für die Franzosen schuften mußten. Der Chef war ein finsterer Mann, doch sorgte er
dafür, daß in Steinen nicht mehr geplündert wurde. Dafür zogen sie nach Brombach.
Dort plünderten sie und zündeten das Dorf an: vollbepackt kamen sie nach Steinen
zurück. Schlimmer noch war es im Hause des Vogts, w o die Gelage nie aufhörten. Am
25. Oktober 1796 war die Schreckenszeit dann zu Ende. Nachdem die Deutschen
Kandern erobert hatten, zogen die Franzosen in Richtung Hüningen ab. Am Schluß
hatten sie noch die Steinener Wiesebrücke angezündet, doch beherzte Männer
konnten den Brand wieder löschen. Steinen w ar glimpflich davongekommen. Ebenso
Hauingen, denn die Wiese war hoch und der Steg weggeschwemmt. So zogen die
Horden am Dorf vorüber. Aus andern Orten klangen die Nachrichten schauerlich. In
Rötteln. Brombach und Tumringen wurde alles kurz und klein geschlagen. Riedlingen
plünderte man total aus. und in Kandern flog der rote Hahn von Dach zu Dach.
Harmlose Bürger wurden von zügellosen Soldaten erschossen. Der Pfarrer von
Rötteln flüchtete mit seiner Familie aufs alte Schloß. Er mußte mitansehen, wie die
betrunkenen Soldaten in sinnloser Wut alles kaputtschlugen. In der Kirche brieten sie
Hühner. Gänse und Schafe am Feuer. In Schallbach jagten die Franzosen den Pfarrer
in seinem eigenen Haus treppauf, treppab, bis er halbtot zusammenbrach. Die
Mappacher Pfarrfamilie mußte mitten in der Nacht im Hemd und barfuß in den Wald
flüchten.

Am 26. Oktober 1796 stand kein Franzose mehr auf deutschem Boden. Für die Orte
am Oberrhein folgten dennoch trostlose Jahre: Lästige Einquartierung, teure Fronden
und vieles mehr. Die österreichischen Soldaten hatten sich verändert, denn sie waren
nicht mehr die liebenswürdigen Gesellen der früheren Jahre, und das Land litt
unsäglich unter ihnen. Ende November 1796 versuchten die Kaiserlichen, über den
Rhein ins Elsaß einzufallen. Pfarrer Herbst schreibt: "Heute nacht ging das entsetzliche
Brüllen und Donnern der Kanonen an. Alle Fenster zittern hier. Man sieht Blitze
und Feuer am Himmel". Trotz aller Tapferkeit der Österreicher mißlang der Sturm.
So ging das Jahr zu Ende, ohne Licht und ohne Hoffnung.

1797 ließ sich relativ friedlich an. da der Friede von Campo Formio geschlossen
war. Die schweren Zeiten dauerten aber noch lange an. denn die neuen Ideen aus
Frankreich wuchsen in den Köpfen immer mehr. Ein gewisser Republikanismus hatte
Wurzel gefaßt. Die badische Regierung tat alles, um die Mißstimmung in der
Bevölkerung zu beheben. Der Markgraf reiste auch zweimal ins Oberland, aber die
Unruhe war nicht zu beseitigen.

1799 brach dann wieder der Krieg los. Es standen keine österreichischen Kanonen
mehr am Rhein, um den Franzosen den Einbruch zu wehren. Offen lagen die
badischen Lande da. Im Tagebuch des Steinener Pfarrers hören wir nichts von Angst.
Flucht oder Panik. In völligem Gleichmut nahm die Bevölkerung alles hin. Es
wiederholten sich die Vorgänge von 1796. Die Franzosen zogen die gleichen Straßen.
Am Bodensee wurden sie dann von den Kaiserlichen besiegt und strömten wieder
zurück.

In den folgenden Jahren schlugen die Wogen des Krieges über der Schweiz
zusammen. Diesseits des Rheins war es stiller geworden, doch im Wiesental und im

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