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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
56.1994, Heft 2.1994
Seite: 356
(PDF, 60 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1994-02/0358
der rechten [Kluft im Bruch] so voll Fledermäuse ist, daß man nicht wohl hinein
kommen konnte. Der andere zu linken [Tempel] ziehet sich über 100. Selm in das
Gebürg, man hat darinnen aber wegen kürze der Zeit nach nichts genauer untersuchen
können [...[etwa 30. Schu hinunter [Vordere Bachhöhle ] fließt ein Bach von 14.
Schu breit und 1. Schu tief aus einem Felsen und verliert sich nach dem er ohngefehr
14. Schu der Länge nach fortgelaufen wieder in einem Felsen. [...]An der untern Seite
und hinter [...] dem Bach [Hintere Bachhöhle] finden sich allerley Petrefacta. Der
Bach führet einen schönen Sand von Katzen Gold, sein Wasser ist rein und erzeugt
so viele gute Luft, daß man in der Höhle ohne Gefahr einer stggnierten [stagnierten]
Luft seyn kann. Vor dem Bach ist wieder eine Oefnung, die über 100. Schue in den
Berg hinein sich erstreckt und einige Seitengänge hat, dermalen aber auch nicht
weiter visitiret werden konnte. In dieser grossen Hall [Tempel] aufwärts von dem
Bach komt man rechter Hand ohngefehr 10. Schue in der Höhe, wozu eine Treppe
gemacht worden, in den größten von allen bis jetzt entdeckten Seitengängen [Langer
Gang], der mit lauter Versteinerungen angefüllt und etwas niedrig ist, doch aber in
etlichen Orten eine solche Höhe hat, daß man aufrecht stehen und darinnen ausruhen
kann. Gegen Ende dieses Ganges muß man sich um einige von Tropfstein erzeugte
Säulen gebückt herum winden, worauf man einen breitern und hohem Gang antrift,
der über 900. Schu lang ist, und wegen derauf beyden Seiten stehenden gewundenen
Säulen, und anderer Figuren, von gelbbraunen Tropfstein, aus welchen die Imagination
vielerley Bilder schaffen kann, eine Gallerie vorstellt, auch würklich diesen
Namen führet. Nach dieser Gallerie folgt eine große runde Hall [Fürstengruft],
worein zwey Pyramiden [...] zu sehen sind. [...] Von dieser Hall kommt man wieder
in einen großen Raum, dereinen weißen Saal bildet [Kapelle], weil der Boden so weiß
als das Eis aussiebet und bey den Seiden sofigurirt sind, als wenn Orgelpfeifen mit
Vasen oben herüber dahin gesetzt wären. Die obere Decke dieser Hole macht ein
ordinaires Creutzgewölb. Zu Ende dieses weißen Saals sind noch andere Gänge, die
aber (...) bisher nicht untersucht worden. [...] Nachmittag gingen Serenissimus mit
Höchstdero gesamtem Hofstand von hier ab [...]"29>.

Wohl dem verregneten Samstagvormittag des 28.8.1773, der im Stationsort Lörrach
zugebracht wurde 30), sind weitere Hintergrundinformationen zu verdanken.
Markgraf Friedrich nutzte offenbar die Zeit, seinem Professor Johann Lorenz Boeck-
mann seine Eindrücke vom Besuch der Erdmanns Höhle zu schildern, wobei nicht
verborgen bleibt, daß auch ein knapp 17jähriger Prinz offensichtlich seine Probleme
mit dem Briefeschreiben hatte, da er sich wesentlicher Formulierungen des Clais' sehen
Briefs bediente: „[...] Ich weis nicht, ob Sie schon etwas von dem sogenanten
Erdmännles Loch, nahe bey Hasel, werden gehöret haben, [...] diese Höhle gehet sehr
weit unter der Erden fort; ist in viele Zimmer abgetheilet, so daß es beynahe einer
halben Stadt gleich siebet: Mitten durch fließet ein Bach, dessen Wasser außerordentlich
kalt ist; Er entspringt auch daselbst; aber seinen Ausfluß weis man noch nicht;
In diesen obgemeldeten Abtheilungen befinden sich sehr schöne Pyramiden von 4 bis
6 Schuhen von Stalactiten, die in der schönsten Vollkommenheit da stehen; Nur
schade, daß verschiedene von diesen Zimmern von denen Bauren beschädiget

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