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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
57.1995, Heft 1.1995
Seite: 22
(PDF, 34 MB)
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gegen Bezahlung gereicht wurden. 1747 ist für erkleckliche 116 Gulden und 40
Kreuzer das Ziel erreicht worden (K.229/107594). Um 1753 wurde der Mühle
gegenüber das noch heute bestehende Gasthaus "Zum Engel" als Wohn-und
Tafernwirtshaus errichtet, wie eine Anleihe von 400 Gulden beim Prior zu Oberried
nahelegt (Arch. Schönau. Band 1750/72). Auf der Vogteikarte von 1773 ist
der Neubau eingezeichnet. Der neue Komplex "Zur Mühle" wurde ein beliebter
örtlicher Treffpunkt. Viele Rechtsgeschäfte sind nun hier statt in Schönau getätigt
worden, etwa der Verkauf von Vieh oder Liegenschaften, zumal der Müller sehr
rechtskundig war. Er fungierte oft als Richter im Ammanneigericht und führte als
solcher im Dorf gleichsam stellvertretend den Stab.So steht öfters zu lesen: in der
Utzenfelder Mühl an den Stab verkauft. Daß bisweilen zu viel genossener Wein
den Blick trübte, zeigt ein Vorfall von 1761. Johann Wächter klagte vor dem
Ammann, wie er in der Utzenfelder Mühle bei starker Trunkenheit eine Matte um
100 Gulden verkauft und er wegen der Unzufriedenheit seiner Frau das schon
andern Tags habe rückgängig machen wollen (K 229/107594).

Als Hans Georg Schmidt 1789 an der Wassersucht starb, hatte der damals 40-
jährige Sohn Hansjörg schon länger die Hauptarbeit in Mühle und Wirtschaft
bestritten. Als bei weitem reichster Bürger Utzenfelds wurde er wie ein kleiner
Bankier zum Gläubiger für viele Leute, die in den unsicheren Zeiten nach der
Französischen Revolution vermehrt in Not gerieten. Auch wenn er dabei auf den
persönlichen Vorteil bedacht war, stiftete er 1819 hundert Gulden zum neuen
Schulhaus und hat vor seinem Ende den verschuldeten Bürgern von Utzenfeld die
Schuld beinahe ganz geschenkt. Mit ihm erlosch in vierter Generation die Utzenfelder
Müllerdynastie Schmidt.

Der "Hansjörg" und Johann Peter Hebel

Johann Peter Hebel hat dem Müller Hansjörg Schmidt im Gedicht "Der Denge-
legeist", der Urfassung des "Geisterbesuch auf dem Feldberg", ein Denkmal gesetzt
. Dort spricht der Erzähler angesichts des Ungemachs, in der Bergwildnis
unter dem freiem Nachthimmel zu kampieren, entschuldigend: "Nüechter bin i gsi,
ich ha en einzig Schöppli z 'Uzefeld bym Müller drunke, froget en selber, isch er e
brave Ma, wird er d'Wohret selber bikenne." Und sehnlichst wünscht er: "wär i
doch z'Basel! Oder nwnme z'Utzefeld bym gspröchige Müller in der bhebe Stuben
und an eme feiste Schmuris!" Wenn das kein Lob ist! Während seiner Lörracher
Zeit war Hebel zusammen mit seinem Freund Hitzig spätestens 1789 auf einer
Beichenwanderung erstmals in der Gaststube eingekehrt und hatte den Müller
geradezu freundschaftlich liebgewonnen. Gerade die Mühle, die der Wirt und
Müller den jungen Gästen zeigte, hatte es Hebel angetan. Im Unmut über den
bürokratischen Alltag seines Karlsruher Amtes schreibt Hebel später einmal seinem
Jugendfreund: "Soll ich den Pult umstoßen? Soll ich? - Ein Bein hob ich
daran. Hab ich dazu Tau auf dem Beleben getrunken und das Rauschen der sieben

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