Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
57.1995, Heft 1.1995
Seite: 85
(PDF, 34 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1995-01/0087
stät sind mit Kleidung und den übrigen Dingen so schlecht versehen, abgerissen
und kraftlos, daß sie jedermanns Mitleid erwecken. Ich erinnere mich nicht, jemals
etwas Elenderes gesehen zu haben und mich überkommt die Scham bei ihrem
Anblicke. Ich weiß sehr wohl, daß man den Soldaten nach seiner Gesinnung und
Tapferkeit beurteilen muß. nicht wie die Weiber nach dem Putze. Auch vergesse
ich nicht, daß die zerlumpten Mannschaften der Kern unseres Heeres sind und in
vielen Dinsen andere wohl ausgestattete übertreffen." u. s. w.

Die Alarmierung der in unserem südlichen Räume für die Verteidigung vorgesehenen
Landfahnen und Bauernmilizen war streng geregelt. Es wurde angeordnet,
"daß sobald die Sturmglocke geschlagen wird, ein jeder der sich wehren kann,
sowohl Meister und Knecht, auch Söhne, bei Strafe. Konfiskation aller Güter, und
einiger Landesverweisung, mit habendem Gewehr, in dessen Ermanglung mit
Hacken. Schaufeln und Gabeln und dergleichen Instrumenten an das assignierte
Ort oder Sammelplatz laufen sollen". Das Obere Wiesental mit Schönau. Todtnau.
St. Blasien und Feldberg hatten insgesamt 472 Mann Milizen zu stellen. Die vier
Waldstädte mit der Herrschaft Rheinfelden und Laufenburg, wozu wahrscheinlich
auch Zell (Kloster Säckingen) gehörte, waren gehalten. 2000 Mann zu stellen.

Der militärische Wert der Befestigungsanlagen und Besatzung in unserem Raum
wurde, wie schon angedeutet, von den französischen Generälen bei weitem überschätzt
, so daß im Bereich Oberes Wiesental zu dieser Zeit keine nennenswerten
Angriffe zu verzeichnen waren. Einen Zweck erfüllten sie jedoch mit Sicherheit.
Nämlich die Abschreckung und die Verhinderung des Durchzuges marodierender
und requirierender Truppen durch den Schwarzwald auf die Baar hinauf, wo mit
großer Wahrscheinlichkeit ähnliche Schäden zu verzeichnen gewesen wären wie
in der Oberen Markgrafschaft.

1707 folgte dem verstorbenen Türkenlouis Prinz Eugen von Savoyen als Oberbefehlshaber
der kaiserlichen Truppen. Er hielt sich mehr an militärische Verbände
als an Milizen und Landfahnen. Letztere waren trotz gravierender Strafandrohungen
bei Nichtantreten im Verteidigungsfall demotiviert, weil sie vielfach Haus
und Hof im Stiche lassen mußten und mangels entsprechender Information oft gar
nicht wußten, für wen sie überhaupt noch kämpfen sollten. Hinzu kam. daß durch
den immensen Holzverbrauch an den Verhauen ein Raubbau am Walde getrieben
wurde, der bewirkte, daß der Bevölkerung für eigene Bedürfnisse kaum mehr
Bau- und Brennholz zur Verfügung stand.

Bis zum Ende des Polnischen Erbfolaekrieaes im Jahre 1733 wurden die Befe-
stigungen in unserer Gegend instandgehalten. Große Truppenkontingente überschwemmten
damals die Markgrafschaft und das Obere Wiesental. Überall entstanden
große Schäden durch Holzeinschläge, Dienstleistungen und Requirierungen
. Als die Zeller französischen Truppen aus der Not heraus nicht zu Willen
waren, sie sollten 2256 Palisaden und 23 Eichbäume liefern sowie 920 Gulden
Kontribution zahlen, wurden der Amtmann Fridolin Weber, der Vogt Franz Ber-
ser und weitere acht Geschworene als Geiseln mit nach Hüningen genommen, bis
die Forderungen erfüllt waren.

85


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1995-01/0087