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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
57.1995, Heft 1.1995
Seite: 101
(PDF, 34 MB)
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Die französische Politik benachbarten Staaten gegenüber unterlag einem dauernden
Wechsel: Im November 1792 forderte ein Konventdekret noch die Unterstützung
anderer Länder bei der Wiedererlangung der Freiheit; im April 1793 beschloß der
Konvent, sich in andere Länder nicht einzumischen. Am 27. Juli 1794 wurde
Robespierre guillotiniert, aber der noch amtierende Wohlfahrtsausschuß beauftragte
den französischen Gesandten in der Schweiz. Barthelemy, von Basel aus Nachrichten
über den ganzen oberrheinischen Raum zu beschaffen, was dessen Sekretär Bacher
nur so verstehen konnte, die Markgrafschaft, den Breisgau. den Schwarzwald und
Württemberg mit Agenten zu überziehen und zur Revolutionierung reif zu machen.
Am 22. August 1795. kurz nach dem Basler Frieden, wurde die liberal-bürgerliche
Direktorial Verfassung verkündet, am 31. Oktober nahm das neue Direktorium seine
Amtsgeschäfte auf. Im April 1796 beauftragte es den Marquis de Poterat (eine
nachgewiesenermaßen zwielichtige Figur), republikanische Bestrebungen in Baden,
im Breisgau und im Schwarzwald zu unterstützen. Für die süddeutschen Republikaner
konnte das nur heißen, mit den Plänen für eine eigene Republik voranzumachen.
Die Erwartung ging dahin, daß die Franzosen, die etwa bei Hüningen ihr Lager
aufgeschlagen hatten, rechtzeitig einmarschieren und die Staatsumwälzung im süddeutschen
Raum unterstützen würden. Am 24725. Juni 1796 überschritten sie, mit
nicht weniger als 53.000 Mann, tatsächlich den Rhein, aber nicht, wie erwartet, bei
Hüningen, sondern bei Kehl. Die schon bis ins Detail ausgearbeiteten Revolutionspläne
für die obere Markgrafschaft hingen in der Luft, ihr wichtigster Koordinator
List war verzweifelt. Noch schlimmer: am 20. Juli 1796 schloß General Moreau mit
dem Markgrafen einen Waffenstillstand, der die bestehende Ordnung in Baden
garantierte! Oder wie Generalstabschef Regnier sagte: „Im Rücken der Armee duldet
man keine Revolution.'*

Unser Thema hier sind die republikanischen Vorhaben in Süddeutschland, nicht
das militärische Geschehen. Am 11. Juli 1796 schrieb Johann Georg Friedrich List an
den damaligen Außenminister Delacroix im Namen der „Germanischen Nation und
seiner (also Deutschlands) zukünftigen Regierung". Delacroix nahm das günstig auf;
in einem Schreiben an Poterat bezeichnete er es als dessen Aufgabe, in Süddeutschland
eine Republik zu errichten. Aber nicht Poterat, sondern der in Basel weilende
Bacher sollte über die dazu notwendigen Gelder verfügen können. List selber war mit
den Basler Verhältnissen bestens vertraut, er hatte in der Handlung von Felix Battier
Vater und im Handelshaus des Lucas Preiswerk als Kaufmann gearbeitet. In der
markgräflichen Verwaltung selber war man der Überzeugung, daß die Franzosen
trotz des Waffenstillstandes beabsichtigten, „längs dem Rhein hin kleine, mit Frankreich
in Verbindung stehende Republiken zu etablieren'*. Und man staunte darüber,
wie gelassen, zum Teil sogar begeistert, die französischen Truppen von den eigenen
Untertanen begrüßt wurden.

Die Gegenorder wirkte niederschmetternd. General Moreau und der Legationssekretär
Bacher in Basel hielten plötzlich die Einrichtung einer süddeutschen Republik
im Oberland für untunlich. Bei Moreau konnten es militärische Überlegungen sein;
Bachers Haltung ist schwieriger zu interpretieren: Nahm er die zukünftige Politik des

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