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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
57.1995, Heft 1.1995
Seite: 103
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1995-01/0105
Anfang machen, konstitutionelle Republiken einrichten. Frankreich würde als Schutzmacht
in zweiter Linie bereitstehen und nur dann - und zwar brüderlich - eingreifen, wenn
die alten Oligarchen die Staatsumwälzung mit Waffengewalt zu unterdrücken suchten.

Die Projekte in Süddeutschland lassen sich ungefähr (ungefähr darum, weil sie ja
alle nur Projekte blieben) wie folgt gruppieren:

Nachgewiesen ist zum einen, daß am 11. Januar 1798 sowohl List wie Fahrländer
, der eine aus Straßburg, der andere aus Basel, mit Augereau unterhandelten.
Als Frucht dieser Absprache muß der „Entwurf einer republikanischen Verfas-
sungs-Urkimde, wie sie in Deutschland taugen möchte" gelten. Deutschland meinte
nicht nur die Markgrafschaft, die Ottenau und den Breisgau. sondern darüber
hinaus alle süddeutschen Staaten, dazu die Pfalz, die Rheinlande. Franken und
Schritt für Schritt das ganze Reich. Sicher wurde diese Broschüre von 111 Seiten
in Basel bei Flick gedruckt, dem Gesandten-Kongreß in Rastatt lag sie vor. badische
Amtsleute kannten sie. In unserer Zeit hat sie erst Heinrich Scheel in Ostberlin
um 1960 wieder entdeckt, obwohl sie schon vermutlich seit 1799 (und darum
unaufgeschnitten!) auch in der Universitätsbibliothek Basel lag. Erwin Dittler
wies nach, daß über 200 Markgräfler dieses Dokument im Sinn einer Urkunde in
Basel unterschrieben. Ihr Verfasser ist mit letzter Gewißheit nicht auszumachen;
Scheel läßt die Frage offen. Dittler nimmt mit einiger Wahrscheinlichkeit Fahrländer
als Autor an. Ein Manuskript ist bisher nicht aufgetaucht. Als Druckjahr ist
das 7. Jahr der Mutterrepublik angegeben, also Ende 1798. wahrscheinlich eher
Anfang 1799. Den Gesandten-Kongreß in Rastatt beunruhigte sie sehr; der bayerische
Vertreter hatte seinem Kurfürsten schon vorher über die anwachsende republikanische
Bewegung am rechten Ufer des Oberrheins berichtet: ..Diese Volksbewegung
, welche wie in Italien auch hier aus Frankreich geleitet wird, in Verbindung
mit den Unruhen in der Schweiz, kann von den schrecklichsten Folgen für
das ganze südliche Deutschland werden."

Die Versetzung Augereaus nach Perpignan. die einer Diskreditierung seiner Pläne
durch das Pariser Direktorium gleichkam, knickte das Vorhaben, im Oberland
offiziell und mit Hilfe Frankreichs eine gesamtdeutsche Republik auszurufen. Eine
ähnliche Situation wie 1796 stellte sich ein. die republikanischen Bestrebungen in
Süddeutschland sahen sich abermals von Frankreich verlassen.

Somit wurde es für die süddeutschen Republikaner doppelt wichtig, daß die
Staatsumwälzung in der Schweiz erfolgreich war. Dittler kann aufgrund der Vorarbeiten
von Scheel im Detail nachweisen, wie schon die Erhebung von Liestal gegen
das Basler Ratsherrenregiment im Januar 1798 auf den Tag genau mit den Plänen in
der oberen Markgrafschaft koordiniert war. Fahrländer weilte in Basel. Jägerschmidt
wirkte in Liestal. Nun wurden von beiden Seiten, von schwäbischer sowohl wie von
schweizerischer, im Lauf des Jahres 1798 und 1799 mehr und mehr Gemeinsamkeiten
entdeckt, die das Etikett eines ..helvetischen Geheimnisses" bekamen. Der fürsten-
bergische Regierungspräsident von Kleiser schrieb an den badischen Minister von
Edelsheim über die Schweiz: ..Diese fruchtarme Republik, welche nun auch bald
geldarm werden muß. wünschte sehr einige fruchtbare Departements von Schwaben

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