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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
57.1995, Heft 1.1995
Seite: 105
(PDF, 34 MB)
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Das Königreich Helvetica

Schon nach dem ergebnislosen Rastatter Gesandtenkongreß von 1797/98 war es
absehbar, daß deutsche Reichsfürsten auf linksrheinische Besitzungen zu Gunsten
Frankreichs zu verzichten hätten und daß ihre Entschädigung nur durch eine Säkularisierung
der geistlichen Herrschaften, durch eine Eingliederung von Reichsstädten
in bestehende Landesherrschaften und durch eine Aufhebung der Reichsritterschaft
möglich sein würde.

Der berühmte Satz Napoleons ..La revolution est finie" drückt eine Wahrheit aus,
die den Zeitgenossen nicht verborgen blieb: Der Erste Konsul, der Konsul auf
Lebenszeit und dann der Kaiser hielt nichts mehr von bürgerlich-repräsentativen,
geschweige denn von demokratischen Republiken, sondern etablierte sich mit seiner
ganzen Familie als eine royale und imperiale Aristokratie. Das von ihm geschaffene
Amt eines schweizerischen Landammanns verstand er am liebsten als ein Art
helvetischen Vizekönigtums. Was aber die staatliche Stellung der Schweiz anbelangte
, so sollte sie nach Napoleons Willen politisch aufgehoben werden (..annuler la
Suisse politiquement"), ihr dafür das denkbar größte häusliche Glück verschafft
werden (,Je plus grand bonheur domestique possible").

Die domestizierte Schweiz - und das war sie, noch mehr als zur Zeit der vorausgegangenen
Helvetik - ließ der Phantasie des Herrschers über Europa andere Räume
offen. Einer der interessantesten war der süddeutsche Raum, wo vor dem im Osten
und Süden stehenden Österreich die fürstlichen Häuser von Bayern, Württemberg
und Baden sich zu entscheiden hatten, mit wem sie es zu halten gedachten, mit dem
Kaiser in Wien oder dem Kaiser in Paris. Der zweite konnte etwas, wozu der erste
nicht mehr in der Lage war: nämlich territoriale Zugeständnisse für die Verluste an
linksrheinischen Besitztümern gewähren. Die etappenweise auch matrimonial, also
durch diplomatisch eingeleitete Eheschließungen, bewerkstelligte Abhängigkeit
dieser drei Herrscherhäuser darf als eigentliches Kabinettstück napoleonischer Außenpolitik
und ihres Hexenmeisters Talleyrand betrachtet werden. Die Markgrafschaft
Baden war dabei das empfindlichste Gebilde. Sie war Frankreichs unmittelbarster
Nachbar, ihre territoriale Ausbildung war auch nach dem Heimfall der badisch-
badischen Gebiete 1771 an Baden-Durlach durchaus unbefriedigend, da die Ortenau
ein der badisch-badischen Linie verliehenes Reichslehen war und die vorderösterrei-
chischen Besitzungen im Breisgau. dazu die zahlreichen geistlichen Herrschaften, die
Markgrafschaft wie die „unbereinigten Felder einer Ackerflur" erscheinen ließen. So
energisch Markgraf Karl Friedrich Industrie. Gewerbe und Landwirtschaft gefördert
hatte, so bescheiden war das wirtschaftliche Gew icht Badens, verglichen mit Württemberg
oder Bayern und sogar der Schweiz. Nach dem Basler Frieden von 1795 hatte
der Markgraf notgedrungen und zaudernd, vom Reich im Stich gelassen. Frieden mit
Frankreich geschlossen. Zum Schrecken der badischen Revolutionäre garantierte
Frankreich dabei die innere Ordnung der Herrschaft. Im Reichsdeputationshauptschluß
von 1803 war der Markgraf erstmals entschädigt worden, konnte sein Gebiet
schon erheblich vergrößern und den Titel eines Kurfürsten annehmen. Aber noch

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