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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
57.1995, Heft 1.1995
Seite: 106
(PDF, 34 MB)
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waren die badischen Lande zerstückelt, die räumliche Tiefe von West nach Ost war.
verglichen mit Bayern, noch immer viel zu gering.

Hier setzte die napoleonische Diplomatie mit allen Mitteln an. um den badischen
Thron mit dem kurfürstlichen Karl Friedrich, dem Markgrafen Ludwig und dem
Kurprinzen Karl sowie ihren Gattinnen an Frankreich, und das hieß an den Kaiser
selber, zu binden. Erbprinz Karl, der Enkel des Kurfürsten, sollte die Nichte der
Kaiserin Josephine. Stephanie Beauharnais. heiraten und tat es auch, nachdem
Napoleon sie zu seiner Adoptivtochter erklärt hatte. Welcher Reichsfürst wollte
schon eine Kaisertochter ablehnen? Napoleons ganzes Bemühen lief nun auf eine
Abspaltung der drei süddeutschen Staaten von Österreich hinaus.

Den Anfang machten die Allianzverträge vom August. September und Oktober
1805 mit Bayern, Baden und Württemberg. Diese befanden sich damit in einem
ähnlichen Zustand wie die 1803 durch Napoleon mediatisierte Schweiz, mit einem
erheblichen Unterschied: In der Schweiz hatte die französische Intervention 1798 erst
einen Einheitsstaat republikanischer Natur entstehen lassen, der dann in den Verfassungskämpfen
von 1801 und 1802 seine Unbeständigkeit so manifest an den Tag
gelegt hatte, daß der französische Mediator 1803 eine Rückführung dieses Gebildes
in einen Staatenbund, also einen Bündnisverband von selbständigen Kantonen,
angeordnet hatte. In Süddeutschland hingegen fehlte nach dem Mißerfolg der
jakobinischen Pläne von 1796 und 1798 ein ähnlicher republikanischer Wille - sagen
wir es deutlicher: diese Lust zum Partikularismus, besonders auch darum, weil der
Markgraf von Baden seinen Herrschaftsbereich schon im Frieden von Luneville 1801
erheblich hatte ausweiten können und weil der Reichsdeputationshauptschluß von
1803 den Leuten ja bewiesen hatte, daß sie im Schachspiel der Staaten-Neugründungen
beliebig verschiebbare Größen geworden waren. Hier kam für Napoleon alles nur
darauf an, welche Beziehungen er mit den landesfürstlichen Häusern herstellen
konnte. Das war auch diplomatisch einfacher, als sich mit 19 kantonalen Regierungen
herumzustreiten. Sein Ziel war die Einschnürung des mit Rußland verbündeten
Österreich, Preußen hielt sich noch an die im Basler Frieden von 1795 auferlegte
Neutralität.

Im September 1805 befanden sich die Franzosen in vollem Anmarsch, verstärkt
durch 20.000 Bayern, 5.000 Württemberger und 3.000 Badener. Am 2. Dezember
siegte Napoleon bei Austerlitz. in der Nacht vom 26. auf den 27. September wurde der
für Österreich verheerende Friede von Preßburg geschlossen. Alle drei süddeutschen
Fürstentümer bekamen ihren Lohn in Form territorialer Erweiterungen, so Bayern
Tirol und Vorarlberg. Baden die Ortenau und einen Großteil des Breisgaus. Konstanz
und Mainau. Die Schweiz, die 1805 weder vom Kaiser in Wien noch vom Kaiser in
Paris die Anerkennung ihrer Neutralität erhalten hatte, war als eine kaum regierbare
republikanische Oase ringsum von monarchischen und mit Frankreich verbündeten
oder von ihm annektierten Staaten umseben!

Sollte das. was im europäischen Maßstab hervorragend funktionierte, nicht auch im
Fall der Schweiz praktikabel sein: daß man nämlich einzelne Herrschaftsbereiche, um
deren politische Identität zu zerstören, einfach umtopfte? Also etwa Tirol und

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