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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
57.1995, Heft 1.1995
Seite: 107
(PDF, 34 MB)
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Vorarlberg mit der Schweiz vereinigen, dafür Schaffhausen abtrennen. Basel zu
Frankreich schlagen, das Tessin zu Italien, Konstanz wiederum in die Schweiz
integrieren - übrigens hatte ja Preußen seine Herrschaftsrechte über die Grafschaft
Neuenburg im Jura schon an Frankreich abgetreten. Johann Georg Müller schrieb am
21. September 1805 seinem Bruder, dem Historiker Johannes von Müller, in Vorahnung
der bedrohlichen Optionen: „Soll aus ganz Süd- und Westeuropa ein Reich
werden, so können wir uns nicht halten". Und am 28. November des gleichen Jahres:
„Wir werden vielleicht in einiger Zeit nicht mit den Franzosen, aber mit dem
Deutschen Reich vereinigt".

Um dieses Reich, das dem alten nicht mehr geglichen hätte, ging es (noch) nicht,
sondern vorerst um die Verdrängung Österreichs, die Vergrößerung der Südstaaten,
ihre enge und „ewige" Allianz mit Frankreich. Der Rheinbund von 1806 zeichnete
sich ab. und in den ersten Vertragsentwürfen vom November 1805 hätte die Schweiz
eingeladen werden sollen, ihm beizutreten. Ein republikanischer Staatenbund bescheidenen
Umfangs mit dem französischen Kaiser und den zu Königen erhobenen
Herzögen in ein und derselben Allianz!

Die Ende 1805 geschlossenen Verträge machten aus Bayern und Württemberg
Königreiche, aus dem Markgrafen einen Großherzog. War das eine absichtliche
Zurücksetzung des badischen Hauses, und wenn ja, wer steckte dahinter? Die
Untersuchungen von Gustav Steiner (Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde
. 1918) haben einen erstaunlichen Sachverhalt zutage gefördert, der als
eigentliche Schlüsselfigur den badischen Minister Sigismund von Reitzenstein zeigt.

Die Verhandlungen um den Rheinbund waren nach Paris verlegt worden: die Heirat
Stephanies von Beauharnais mit dem badischen Kronprinzen Karl Ludwig Friedrich
war eine beschlossene Sache. Reitzenstein setzte sich dafür ein. daß der Prinz selber
nach Paris kam, wo er von Napoleon zuerst wohl aufgenommen wurde. Der Wettbewerb
von Bayern. Württemberg und Baden um Land und Leute wurde schärfer.
Baden, das kleinste der drei, drohte überrundet zu werden. Der Kurprinz müsse
fordern, die Beauharnais-Heirat sei sein Vorteil. Völlige Unterwerfung unter Frankreich
sei nicht zu vermeiden. Er würde dafür Schwiegersohn des Kaisers! Hatte
Napoleon nicht selber gesagt: „Ich erkenne nur die als Verwandte, die mir dienen"?

Reitzensteins territoriale Phantasie ging zuerst nach Norden, ein Baden mit Frankfurt
. Darmstadt, dem rechtsrheinischen Kleve - warum nicht auch Bremen? Gleichzeitig
dachte er an die von Preußen aufgegebene Grafschaft Neuenburg im Jura. Der
Kurprinz solle auch das Herzogtum Berg mit Düsseldorf verlangen. Dieses aber war
schon Murat versprochen, also mußte Reitzenstein nach Ersatz suchen. In einer
Denkschrift vom 12. März 1806 schlug er „ les parcelles de la Suisse sur la drohe du
Rhin " vor. Das bedeutete Schaffhausen. Eglisau, Riehen, möglicherweise sogar das
Kleinbasel. In Paris wurde im März 1806 offen davon gesprochen, daß man auch
ganze Kantone wie Zürich. Schaffhausen und Basel zu Gunsten Badens von der
Schweiz lostrennen könnte.

Nachdem der akkreditierte badische Gesandte in Paris, Dalberg, in Konkurrenz zu
Reitzenstein als Kompensation für das badische Haus die Eingliederung der ganzen

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