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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
57.1995, Heft 1.1995
Seite: 111
(PDF, 34 MB)
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Aber die Perspektive von heute gilt nicht für die wenigen Jahre kurz vor und nach
1800. 1797 hätten wohl mehr Schweizer als Süddeutsche gewettet, daß eine Einheitsrepublik
chancenlos sei - in der Schweiz entstand sie, in Süddeutschland nicht.
Umgekehrt hätten wohl mehr Süddeutsche als Schweizer gewettet, daß die von
Napoleon erfundenen Staaten seine Aera nicht überdauern würden - die Königreiche
Bayern und Württemberg und das Großherzogtum Baden blieben bis zum Bismarck-
schen Kaiserreich und formell sogar bis 1918 bestehen. Es war auch nicht so, daß die
Schweiz damals nur demokratisch gesinnt gewesen wäre - sie zählte mehr Untertanen
als freie Bürger. Oder Süddeutschland nur monarchisch gedacht hätte - in vielen
Städten lebte eine republikanische Tradition, die der schweizerischen nicht nachstand
. Die politische Gestaltungskraft der napoleonischen Zeit bis in unser Jahrhundert
hinein und sogar bis in die Gegenwart sollte nicht unterschätzt werden. Man darf
es auch den Schweizerinnen und Schweizern von heute immer wieder sagen, daß die
Schweiz ihre jetzige territoriale Ausbildung nicht von den alten vorrevolutionären
Bünden übernahm, sondern daß diese erst am Wiener Kongreß von 1815 festgelegt
wurde.

Und heute? Heute sieht sich die Schweiz wieder rings von einem heranwachsenden
Staatsgebilde umgeben, von dem noch nicht auszumachen ist, ob es sich um einen
Rheinbund, eine Heilige Allianz oder einen Zollverein handelt. Wird sie erneut zu
einer Oase, die des ..philanthropischen Prunks wegen" dahinvegetieren darf ? Schweizer
Ohren werden hellhörig, wenn in Deutschland von Bürgernähe, Plebisziten,
Regionalismus. Föderalismus und Subsidiarität (nach Roman Herzog ein unbrauchbares
Abgrenzungsprinzip und im Widerspruch zum deutschen Grundgesetz stehend
!) die Rede ist. Da wird auf ein gemeinsames Erbe Bezug genommen, das wir den
Jakobinern verdanken, den französischen so gut wie den oberrheinischen, süddeutschen
und helvetischen. Der gemeinsame Staat blieb uns vorenthalten oder erspart.
Das Gedankengut aber, aus dem er sich hätte nähren müssen, steht weiterhin zur
Verfügung.

Wichtigste Literatur:

Heinrich Scheel: Süddeutsche Jakobiner. Klassenkämpfe und republikanische Bestrebungen im deutschen
Süden Ende des 18. Jahrhunderts. 2. Auflage, Vaduz 1980

Erw in Dittler: Jakobiner am Oberrhein. Kehl 1976

Hellmut G. Haasis: Gebt der Freiheit Flügel. Reinbek bei Hamburg 1988

Gustav Steiner: Rheinbund und ..Königreich Helvetien". Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde
, 1918

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