Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
57.1995, Heft 1.1995
Seite: 167
(PDF, 34 MB)
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ten, wo sie zwar nicht Fachkräfte zu ersetzen hatten, aber statt dessen strapazierte
Mütter und Hausfrauen und auch Geschäftsfrauen, deren Männer einberufen worden
waren, mit dieser und jener Kleinarbeit unterstützen sollten. Freiwillig und unentgeltlich
konnte man dann die Mädchen in ihrer erneut unterrichtsfreien Zeit im zweiten
Kriegsjahr, als sich der Frankreichfeldzug formierte und abwickelte, für die Allgemeinheit
einsetzen, etwa als Hilfe in Großküchen, wo man für die durchziehende
Wehrmacht zusätzliche Lebensmittel präparierte, u.a. durch Verwertung von Ernteprodukten
, vorzugsweise aus den von der Bevölkerung längs der deutsch-französischen
Grenze evakuierten Gegenden. Die Ausgabe von Lebensmittelkarten erforderte
nicht nur Fach-, sondern auch Hilfskräfte. Es gab da und dort (bezahlte) Okkasions-
arbeiten. die die Jugendlichen auch beibehielten, als man wieder offiziell Schulzeit
hatte (aber oft nur mit stark verminderter Stundenzahl).

Eigentliche Kriegsarbeitsverpflichtungen gab es jedoch erst in den folgenden
Kriegsjahren. Sie trafen Jugendliche, die weder in Arbeitsdienst noch Wehrmacht,
weder in der Rüstungsindustrie noch in lebensnotwendigen Betrieben arbeiteten. In
diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, daß es sich oft auch um solche
Jugendliche handelte, die sich in einer Art 'Wartestand' befanden, also in Bereitschaft
auf Einberufuna oder während der Ferienzeit. Erinnert sei an die Erntehelferaktio-
nen: mehr oder weniger militärische bzw. paramilitärische 'Aktionen' blieben ja erst
den Jahren des 'Totalen Krieges' vorbehalten (ä la Flakhelfer. Werwolf).

Von einem planvollen und lückenlosen Einsatz der zu Kriegsbeginn 14- bis
18jährigen kann so prinzipiell nicht gesprochen werden. Die Wehrmacht mußte sich
nicht damit befassen, und die Parteistellen hatten (zunächst) andere Sorgen und
Probleme. In dem beabsichtigten "Blitzkrieg", der sich dann in sein Gegenteil
verwandelte, glaubte man die Hilfe der heranwachsenden Generation gar nicht in
Anspruch nehmen zu müssen, denn wichtiger erschien es (nicht nur den örtlichen
Machthabern), sich der Gesinnung der Jugendlichen zu versichern. Die zuständigen
Organisationen (ä la HJ und BDM) betreuten deshalb weiterhin ihre 'Mädels' und
'Pimpfe' (in scheinbar noch heiler Welt), die ja ihrer Hybris zufolge die Früchte dieses
Krieges dereinst zu bewahren und zu kosten hatten.

Ja, sie haben sie. soweit sie überlebten, fürwahr gekostet - und nicht nur ihre
Generation, sondern auch noch die ferneren Generationen haben fast tödlich daran zu
tragen (gehabt).

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