http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1995-01/0203
Unwillkürlich äugt man in einer bewußt regional begrenzten Zeitschrift, in unserm Fall im
'Markgräflerland*. nach den Vertretern, den 'Helden* in der Nähe, ohne deshalb einem
Lokalpatriotismus zu verfallen. Wir orientieren uns am chronologisch voranschreitenden
Inhaltsverzeichnis und finden zunächst keine Landsleute im engeren Sinn, wohl aber Persönlichkeiten
, die interessieren, so u.a. Walahfried Strabo aus der Zeit Karls des Großen und der
Reichenauer Kultur, dann den Herzog Berthold II. aus dem Geschlecht der Zähringer, den
Konstanzer Mystiker Heinrich Seuse. Johannes Reuchlin und Philipp Melanchthon aus dem
Nordbadischen. Grimmelshausen aus dem Hessischen, jedoch im Mittelbadischen angesiedelt
und weitgehend integriert: des weitern die Liselotte von der Pfalz sowie den Markgrafen
Ludwig Wilhelm von Baden-Baden (den Türkenlouis") und den ersten badischen Großherzog
Karl Friedrich von Baden - jetzt endlich unser südbadischer und überhaupt badischer und
deutscher Johann Peter Hebel (von Hans Schumann abgefaßt): es folgen Friedrich Weinbrenner
. Karl von Rotteck, auch der genialische Karl Friedrich von Drais und der revolutionäre
Friedrich Hecker. danach die "Dichter-Literaten" Joseph Victor von Scheffel und Heinrich
Hansjakob, der Maler Hans Thoma. auch Prinz Max von Baden und der Reichspräsident
Friedrich Ebert: nach dem Maler Karl Hofer der Reichskanzler Joseph Wirth und der
südbadische Staatspräsident Leo Wohleb: last not least der umstrittene Martin Heidegger und
der schwierige Reinhold Schneider. Sämtliche behandelte Persönlichkeiten gehören längst der
Geschichte an (Wohleb verstarb 1955, R. Schneider 1958 und Heidegger 'erst* 1976). Daß die
Mehrzahl der Aufgeführten auch unserer engeren Regio verbunden waren, braucht nicht
besonders betont zu werden (erinnert sei hier nur an Scheffels Dichtungen, an Hansjakobs
Reisebücher und an H. Thomas Gemälde vom Südschwarzwald und vom Hochrhein).
Was wäre über bzw. von der Qualität der Beiträge zu sagen? Die Zuständigkeit der
Mitarbeiter verbürgt, und wer Details sich wünscht, der lese. Denn es liest sich gut und
übersichtlich, und auch die beigegebenen Abbildungen sind vernünftig ausgesucht. Mitunter
möchte man es allerdings bedauern, daß man einen Paperbackband inszenierte, doch wenn man
die leuchtenden Farben von Gelb und Rot ansieht und in die Hand nimmt, dann weiß man sich
gut badisch (ohne auch diesmal irgend politisch zu werden, aber der Karton ist sehr dünn..).
Helmut Bender
Kappel im Tal. Dorfgemeinde und Stadtteil - Eine Ortsgeschichte. Herausgegeben von
der Stadt Freiburg i.Br., Ortsverwaltung Kappel. Redaktion: Wolf gang Hug und Ulrike
Rödling. Selbstv erlag Freiburg 1993. 362 Seiten. 180 Abbildungen, davon 22 in Farbe.
Bezug: Ortsverwaltung Kappel und Buchhandel.
„Aus Kappel ziehen nur Leute fort, die aus beruflichen oder familiären Gründen dazu
gezwungen sind." - Auf diese Formel bringt Wolfgang Hug in der Einleitung zur Ortsgeschichte
von Kappel die Attraktivität der seit 1272 urkundlich belegten Gemeinde. Drei Jahre lang haben
gut ein Dutzend Autoren die Geschichte des einst von Landwirtschaft und Bergbau geprägten
Dorfes erforscht, das seit der Eingemeindung 1974 gefragte Wohnlage im Freiburger Osten ist.
ohne seinen ländlichen Charakter eingebüßt zu haben. Die Mehrzahl der Autoren - unter ihnen
Historiker. Archivare. Archäologen. Kunstwissenschaftler und Förster, aber auch geschichtsinter-
essierte Laien - wohnt in Kappel, was ihren Beiträgen die nötige Bodenhaftung verleiht.
Im ersten Teil wird der Bogen von den ersten Siedlungsfunden aus der mittleren Steinzeit bis
in die Gegenwart geschlagen. Mangels schriftlicher Überlieferungen und materieller Relikte
klaffen beträchtliche Lücken in der Chronologie, besonders für das frühe Mittelalter. Dagegen
berichten Grabungsfunde vom Leben des kleinen Adelsgeschlechts zu Kyburg. das im 12. und
13. Jahrhundert die Burg auf dem Kybfelsen bewohnte.
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