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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
57.1995, Heft 2.1995
Seite: 18
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1995-02/0020
Soldaten zu sperren. Im Sundgau hatte sich Tilly mit seiner Truppe - meist Ungarn
und Kroaten - einquartiert (1624). Wer konnte, floh mit Sack und Pack hinter die
sicheren Mauern Basels. Schlechte Ernten, anhaltender Regen, ungewöhnliche
Schneefälle, Einquartierung ligistischer Truppen und immer wieder Pestepidemien
(1629) stürzten das Land in Not und Elend. 1630 greift Gustav Adolf in die
Kämpfe ein. Zwei Jahre später sind die ersten Schweden auch im Markgräflerland.
1633 - nach der Eroberung Breisachs durch die kaiserlichen Truppen - wurden
auch bald das Wiesental und der Dinkelberg besetzt. Eigentliche Kampfhandlungen
gibt es nicht. Dafür sind Raub, Mord, Plünderungen und blinde Zerstörungswut
an Mühlen, Trotten, Zehntscheuern und Kirchen an der Tagesordnung. Tagsüber
flüchtet die Bevölkerung in die nahen Wälder oder nach Riehen. Bauern
werden zu Geiseln, um die Kriegskontributionen schneller einzutreiben. Der
Landvogt und die Schloßverwaltung von Rötteln sind nach Basel ausgewichen,
wo sich 1636 rund 2000 Flüchtlinge aus dem Markgräflerland aufhalten. Durch
die Einquartierung der Truppen herrscht große Hungersnot, denn auch die Felder
werden nicht mehr bestellt. Endlich, am 28. März 1638, zieht nach dem Sieg über
die Kaiserlichen bei Rheinfelden Herzog Bernhard von Weimar über den Dinkelberg
kommend im Wiesental ein. In Brombach schlägt er sein Hauptquartier auf
und besetzt Burg Rötteln, die bei dem ständigen Besitzerwechsel schon kaum
mehr bewohnbar ist. Die Burg in Lörrach geht gleichzeitig in Flammen auf. Der
den österreichischen Machthabern durch die Bevölkerung zwangsweise geleistete
Huldigungseid wird wieder aufgehoben. Noch bis 1640 hält sich der Markgraf
Friedrich V. mit seiner Röttier Verwaltung im "Markgräfler Hof (heute Bürgerspital
) in Basel auf. 1644 nutzt Frankreich unter Ludwig XIV. die Ohnmacht des
Landes und besetzt unter General Turenne unser Gebiet. Schlechte Ernten, neue
Einquartierungen, Pest und Flecktyphus machen das unregierte Land zum perfekten
Chaos und Spielball fremder Willkür. Vieh und alles Transportable wird von
den französischen Truppen und ihnen folgenden Wegelagerern als Beute in Basel
versilbert.

1650 hatten nach diesem Aderlaß Lörrach noch 400. Stetten 316, Tüllingen 120.
Tumringen 130, Haagen 130, Hauingen 130 und Brombach 200 Einwohner.

Auch die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts brachte nur kurzfristige Verschnaufpausen
zum Wiederaufbau des zerstörten und entvölkerten Landes. Aus
der Schweiz wurden viele Einwanderer ins Land gerufen, die die leeren Dörfer
wieder füllten. Darunter waren viele Schweizer Fahnenflüchtige, die in der
Schweiz verbotenen "Wiedertäufer", aber auch dort ausgewiesene Juden. 1670
wurde in Lörrach so ein erster Judenfriedhof am Schädelberg angelegt.

1663 läuteten von den Kirchen der Lörracher Teilgemeinden täglich um 12 Uhr
wieder einmal die "Türkenglocken", die jeden an das Pflichtgebet zu Hause oder
auf dem Feld erinnerten. 1666 geht wieder die Pest im Lande um. In Basel sterben
allein 1400 Menschen.

Der sogenannte "Holländische Krieg" (1672 - 1679) ist die konsequente Fortsetzung
der französischen Ostpolitik wie im 30jährigen Krieg. Wieder ist Turenne

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