http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1995-02/0023
ratsvikar von 1783 bis 1791. Auch in Stetten wird 1780 ein erstes Schulhaus
gebaut, 1786 in Haagen und Brombach. 1789 erhält Rütteln neben der Kirche
wieder ein Schulhaus auch für die Tumringer Kinder. Mindestens seit 1725 gibt es
nach vorliegenden Akten auch in Hauingen eine Schule. Schon Ende des 16.
Jahrhunderts besteht in Lörrach eine "teutsche Schule", denn sie war Vorraussetzung
für die Aufnahme in das Pädagogium. 1757 wurde in der Markgrafschaft
eine allgemeine Schulpflicht eingeführt, für Knaben vom 6.-15., für Mädchen vom
6.-13. Lebensjahr.
1768 wird in Hauingen ein neues Kirchenschiff nötig, da das alte durch den
Spanischen Erbfolgekrieg stark gelitten hatte. Johannes Scherren von Steinen verdanken
wir die damals für eine protestantische Kirche ungewöhnliche Ausstattung
mit 27 Bildtafeln zur Geschichte des Alten und Neuen Testaments.
1738 beginnt die segensreiche Amtszeit des damals zwar noch unmündigen
Markgrafen Carl Friedrich, der 1746 mit 18 Jahren dann seine herrschaftlichen
Aufgaben wahrnimmt und nach einem erfolgreichen Leben 1811 als Großherzog
stirbt. Seine merkantilistisch gesinnten Landvögte Leutrum und Wallbrunn unterstützten
lebhaft die 1756 erschienene "Benachrichtigung" zur Förderung des industriellen
Aufbaus in Lörrach und im Wiesental. Mit zahlreichen neuen Techniken
im Handwerk bahnt sich für unsere Stadt ein neues Zeitalter für den Arbeitsablauf
und damit auch eine gesellschaftliche Umstrukturierung an. 1718 wird in Lörrach
eine Walkmühle mit Färberei gegründet, während die Papiermühlen an Bedeutung
verlieren. Schon 1752/53 errichtet J.F. Küpfer eine Indienne-Fabrik (heute KBC).
1753 eröffnet Fabrikant Bosque aus Straßburg eine Tabakfabrik (heute Museum
am Burghof). Seit 1747 erscheint erstmals eine Zeitung in der neu gegründeten
Druckerei de la Carriere. Mit der Postverbindung von Basel über Lörrach ins
Wiesental und nach Müllheim - Freiburg entstehen zahlreiche Gasthäuser in allen
Ortsteilen, meist auch mit dem Braurecht und dem Ausschank von Wein verbunden
. Letzterer wird nicht nur am Tüllinger Berg angebaut, sondern auch am Schädelberg
, Hünerberg, um die Burg Rötteln sowie an Lingert und Dornhalde. 1741
erhält das Badhaus in Hauingen Wirtsrecht.
Der 1780 gegründeten Satinfabrik folgte 1793 die Seidenweberei, wiederum
durch Schweizer und französische Investoren. Neuen Aufschwung erhält auch die
Flößerei, nachdem der Floßkanal neu ausgebaut wurde. Auch die Anfänge der
Reiß-Mühle in Brombach gehen ins 18. Jahrhundert zurück.
Die 1731 begonnene "Leutrum'sche Handschrift", eine erste historische Beschreibung
der Herrschaft Rötteln, spiegelt die neue Zeit auch in verschiedenen
Verwaltungsreformen. 1769 scheidet Hauingen aus dem Vogteiverband Haagen-
Hauingen-Tumringen aus. 1788 wird dieser endgültig aufgelöst. Von den nun
selbständigen Gemeinden zeugen noch zahlreiche Grenzsteine.
Die Aufhebung der Leibeigenschaft im Jahre 1783 zeigt auch rechtlich und
sozial den Wandel in ein neues Zeitalter. Nach Friedrich d.Gr. (1777) ist Markgraf
Carl Friedrich der erste im Reichsverband, der die Abgabelasten auf diesem Wege
schrittweise aufhebt und so wirtschaftliche Privatinitiative fördert. Auch der starke
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