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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
57.1995, Heft 2.1995
Seite: 23
(PDF, 32 MB)
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en nationalen Denken, in freiheitlichen Philosophien und Weltanschauungen und
einer auf ein neues Europa orientierten Wirtschaft. Auch in Kunst und Kultur
regte sich eine neue Sicht des Menschen, der selbstbewußter, eigenständiger und
verantwortlicher sein Leben gestalten wollte.

Unter Napoleons Diktatur entstand 1806 das Großherzogtum Baden. Habsburg
(Vorderösterreich) und die Klöster haben ihre jahrhundertelange Rolle am Oberrhein
ausgespielt. Aus der Vielstaaterei nach dem Westfälischen Frieden (1648)
wurde in verschiedenen Verträgen nach den einzelnen Siegen und Niederlagen
Napoleons die Grundlage für ein neues Reichsverständnis, eine neue Eidgenossenschaft
und ein neues Frankreich gelegt. Dies berührte gerade Lörrach und seine
Teilorte am Dreiländereck in besonderem Maße.

Beim Reichsdeputationshauptschluß von 1803 wird Stetten badisch. 1805 verbündet
sich Kurfürst Carl Friedrich mit Napoleon, der ihn zur Aufstellung eines
badischen Hilfskorps von 3000 Mann für die folgenden Kämpfe verpflichtet
(Rheinbund). Aber viele Offiziere und Mannschaften waren nicht bereit, ihrem
neuen Oberbefehlshaber gegen den deutschen Kaiser zu dienen, und desertierten.
Das Hilfskorps kam nur zögernd zustande. So waren viele Badener. darunter auch
aus dem heutigen Stadtbereich, an Napoleons Feldzügen gegen Spanien, Preußen.
Österreich und Rußland beteiligt. 1813/14 wurden dann auch Lörrach und seine
Umgebung Schauplatz des letzten Aktes der napoleonischen Kriege, als nach der
Schlacht bei Leipzig (16.-18.10.1813) General Schwarzenberg die Verfolgung Napoleons
nach Paris über Basel lenkte. 260 000 Mann, darunter 70 000 Russen,
lagerten im Dezember 1813 rund um Lörrach vor ihrem Marsch über den Rhein
durch Basel und weiter nach Paris. Zar Alexander L von Rußland. Kaiser Franz I.
von Österreich und König Friedrich Wilhelm III. von Preußen übernachteten in
der "Krone" in Lörrach. 14 Generäle logierten auf einem Notlager im "Hirschen".
Diese Armee brachte nicht nur das Schauspiel einer glänzenden Parade von den
drei Potentaten in Lörrach, sondern auch Einquartierungsprobleme und eine Typhusepidemie
. Die Sterbeziffern unter der Bevölkerung erreichten das 4-fache des
üblichen Durchschnitts. Der Gedenkstein in Beuggen. wo die Alliierten im Schloß
ein Lazarett eingerichtet hatten, erinnert noch heute an 3000 dort begrabene Typhusopfer
der Armee. Da die Festung Hüningen erst am 16. April 1814 fiel, war
solange durch hier lagernde Truppenkontingente auch noch Kriegszustand in Lörrach
, obwohl Schwarzenberg schon am 7. April in Paris einmarschierte und Napoleon
abdankte.

Nachdem im Februar 1815 Napoleon wieder von Elba zurückkehrte, war die
kurze Verschnaufpause auch für die Herrschaft Rötteln zu Ende. Erst nach heftigen
Kämpfen wurde die Festung Hüningen - der Schrecken Basels und der Markgrafschaft
in 130 Jahren - endgültig dem Erdboden gleichgemacht. Lörrach und
das vordere Wiesental waren dazu wieder der Bereitstellungsraum für 150 000
Soldaten der Alliierten. Im Pfarrhaus Rötteln hatte der Husarengeneral seinen
Gefechtsstand eingerichtet. Am Ende waren die Magazine und Scheunen der Bauern
restlos geleert. Allein Tumringen und Haagen mußten in diesen Tagen 55

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