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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
57.1995, Heft 2.1995
Seite: 46
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Im Mittelpunkt der musikalischen Regsamkeit steht der durch seine musikalischen
Studien in unserer Stadt mit Basel eng verbundene Dr. Karl Friedrich Rieber
. Sein Motettenchor ist ihm während seiner Gefangenschaft, die er dank verständnisvollem
Entgegenkommen der Behörden durch musikpädagogische, konzertierende
und musikwissenschaftliche Tätigkeit ausnützen konnte, erhalten geblieben
. Und sogleich nach seiner Rückkehr hat er mit seinem Chor und für seine
Stadt seine künstlerische Arbeit und Lehrtätigkeit wieder aufgenommen.

Die Höhepunkte seiner erneuten Wirksamkeit bildeten neben Vorträgen über die
Symbolik bei Bach und über Haydn die im Rahmen der wieder aufgenommenen
Geistlichen Abendmusiken stehenden Aufführungen des "Messias" von Händel
mit den Basler Solisten Leni Neuenschwander und Paula Kölliker, der "Matthäuspassion
" von H. Schütz mit Dr. Arnold Geering als Interpret der Partie des Christus
und neuerdings die zweimalige Aufführung von Haydns "Schöpfung", der wir
in der evang. Kirche Lörrach beiwohnen konnten.

Und die Zuhörer? Nicht nur eine bestimmte Klasse der Stadtbevölkerung besucht
diese Konzerte, man kommt vom Wiesental herunter: und aus allen umliegenden
Ortschaften streben Bauern und Handwerker zu solchen Konzerten. Man
sah manches vom Kriege gezeichnete Antlitz. Tief versunken lauschten sie
Haydns Lobgesang des Friedens und der Schönheit in der beide Male überfüllten
Kirche. Die Wiesenblumensträuße, die den Künstlern und dem Dirigenten überreicht
oder gesandt wurden, waren mehr als eine Geste höflichen Dankes; und die
Worte der Freude über das Gehörte kamen aus tiefstem Herzen.

Als man gegen 10 Uhr deutscher Zeit auf die Straße trat, war diese schon wie
ausgestorben. Wir überschritten wieder die Grenze, wo das abendliche Leben erst
begann, bewegt, leicht und fröhlich. Aber wir hatten den Eindruck, von Menschen
zu kommen, die Haydns Oratorium als großes Erlebnis mit nach Hause nahmen,
weil es ihnen inneres Bedürfnis war." MW

Schließlich sei auch noch die Dreiländereck-Bühne erwähnt, wo Schauspieler,
die die Nachkriegswirren hierher verschlagen hatten, Theater spielten. Ich erinnere
mich noch an solche Aufführungen. Unter den Bühnenkünstlern befand sich auch
die Schauspielerin Margarethe Faas, die in den großen Theaterzeiten Berlins gewirkt
hatte und mit Joachim Ringelnatz befreundet gewesen war.

Mit der Währungsreform 1948 ging die unmittelbare Nachkriegszeit zu Ende.
Nach ihren letzten Ausstellungen 1951 in der Kunsthalle Baden-Baden und im
Haus der Kunst München, an denen noch Haller und ich beteiligt waren, löste sich
die "Badische Secession" selber auf. Die Zeit war über sie hinweg gegangen.

Am Horizont dämmerte das amerikanische Kulturmodell herauf und breitete
sich nach und nach auf der geistigen Trümmerlandschaft der Nachkriegszeit aus.

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