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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
57.1995, Heft 2.1995
Seite: 82
(PDF, 32 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1995-02/0084
Doch bereits in dem großartigen Gesamtkatalog der Basler und Straßburger
Bildteppiche des 15. Jahrhunderts gehen dieselben Verfasserinnen davon aus, die
drei Teppiche könnten auch nacheinander hergestellt sein. Trotzdem halten sie
daran fest, der Landvogt habe "für seinen Auftrag dennoch bewußt seine Vaterstadt
'' berücksichtigt."

Weitere Gründe erübrigen sich für die Verfasserinnen, da sie Rötteln als möglichen
Herstellungsort ablehnen. Dort soll nämlich die aufwendige burgundische
Hofkultur geherrscht haben, weil Markgraf Rudolf IV. zeitweilig einige burgundische
Herrschaften innehatte und weil er verschiedene Aufträge des Herzogs v.
Burgund annahm. Freilich wäre der Umfang des burgundischen Einflusses auf die
deutschen Herrschaften erst genauer nachzuweisen, anstatt ihn pauschal vorauszusetzen
. Beispielsweise paßt es nicht ins angenommene Bild, daß Rudolf IV. nach
1480 die Zusendung von Silberschüsseln aus Neuenburg a. S. auf die Burg Rötteln
wünschte, wo er nur einige Zinnschüsseln und sonst Holznäpfe habe. Dabei ist es
das Verdienst des Markgrafen, daß er seine Stammburg aus allen Kriegshandlungen
und Plünderungen während der Burgunderkriege heraushalten konnte.

Insbesondere soll jedoch der burgundische Charakter der Teppichkultur auf Rötteln
feststehen. Denn Hans v. Waltheim berichtet, der dortige Wirkmeister habe
ihm im Wohnraum des Markgrafen "so vile grosser tepte (Teppiche)" gezeigt, "do
mete man die kemmenate obene und an allen müren obirczuhit". Diese großen
Teppiche, die alle Mauern von der Decke an ("obene") überziehen, seien als franco-
flämische Bildteppiche anzusehen. Aus dem Wirker, der stolz angibt, er habe sie alle
selbst hergestellt, wird in dem Katalogband ein "burgundischer Meister".

Nun muß Größe nicht dasselbe wie Höhe heißen. Wände konnten auch durch
Übereinanderhängen von zwei Stücken bedeckt werden. Dieses System sollte in
Basel schon 1418 durch Wandmalereien nachgeahmt werden. Im übrigen erreichen
die Wandhöhen in der Rötteler Oberburg vom Boden bis zu den Deckenbalken
, soweit heute feststellbar, höchstens 2,90 Meter, während die monumentalen
Wandbehänge des Westens Höhen von mindestens 3 und bis zu 6 Metern aufweisen
. Außerdem kennzeichnet Hans v. Waltheim die Wirkteppiche, die er auf der
Burg gesehen hat, folgendermaßen: "Das was das hobischte werg (hübscheste
Werk) von bilden, von angesichten. von cleydünge, von thiren, von blumen und
von anderm wergke glich als ob es lebitte. Desglichen ich nicht vile gesehin
habe." Diese lebensvolle Wiedergabe konnte man nur von einzelnen Motiven oder
Motivteilen auf den damaligen franco-flämischen Teppichen behaupten, die realitätsnahe
Darstellung aller Motive weist die Rötteler Produktion jedenfalls dem
oberrheinischen Formenkreis, am ehesten dem Basler Stil zu. Bestätigend wirkt
schließlich, was Rapp Buri und Stucky-Schürer noch in ihrer Flachsland-Monographie
bemerkten, daß nämlich Hans v. Waltheim Fachausdrücke der Teppichwirkerei
verwendet, die er vom Rötteler Meister übernommen haben muß und die
damals am Oberrhein. besonders in Basel üblich waren.

Im ganzen kann man allgemein feststellen, daß der Flachsland-Teppich durchaus
auf Burg Rötteln hergestellt sein kann. Besonders sprechen dafür der zur

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