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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
57.1995, Heft 2.1995
Seite: 103
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"badisch-französische Freundschaft" besiegelt werden sollte9'. Die Kosten "durften
" von der herrschaftlichen Vogtei getragen werden. Viele Lörracher Einwohner
konnten allerdings schon nicht mehr Zeugen dieses Ereignisses werden. Sie waren
vor den anrückenden Truppen nach Basel und Riehen geflohen.

Von diesen tänzerischen Aktivitäten im "Hirschen" einmal abgesehen, brachte
der französische Einfluß zwei wesentliche Momente der Veränderung in die Landschaft
: Zum einen stiegen die Lasten für die Bevölkerung - auch durch das zwischendurch
wieder quartiermachende kaiserliche Heer - beträchtlich an. zum anderen
wurde das politische Gedankengut der französischen Revolution in den Raum
hineingetragen und so auf die durch die Aufklärung hie und da schon gewonnene
Erkenntnis aufgebaut, daß das Verhältnis von Untertanen und Obrigkeit eher Herrschaftsvertrag
sei als göttliche Setzung10).

Die Lasten für die Bevölkerung, das waren Einquartierungen, Kontributionen.
Requisitionen und schließlich laufende Fronen. Schanzarbeiten, wie sie für die
Franzosen auf der Schusterinsel verrichtet werden mußten, wurden ja nicht bezahlt
; sogar die Verpflegung mußte selbst aufgebracht werden. Diese dauernden
Repressalien, die eine steigende Armut und eine hohe Verschuldung der Bevölkerung
wie des Staates zur Folge hatten, ließen nach und nach die Stimmung
schlechter werden und bereiteten revolutionären Ideen den Weg, die im übrigen
von französischen Agenten nach Kräften gefördert wurden. Zeitgenössische Flugschriften
und Aufzeichnungen lassen dies erkennen u>.

Mehr oder weniger im Keim erstickt wurden die revolutionären Bemühungen
durch die rasche Reaktion der badischen Regierung unter Markgraf Karl Friedrich.
Eine eigens eingesetzte Kommission mußte die Stimmung im Oberland untersuchen
, Erleichterungen im Abgabewesen einführen und die Untertanen ausfindig
machen, die staatsgefährdende Handlungen begangen hatten. Zudem übte der
Markgraf allen erdenklichen Einfluß auf die französische Regierung aus, damit
diese sich künftig zurückhalte. Die Franzosen folgten diesem Ansinnen, schließlich
gingen die französischen Truppen sogar gegen revolutionäre Umtriebe vor.
Vollends alleine gelassen waren die deutschen "Revolutionäre" in der napoleonischen
Zeit, aus deren "Flurbereinigung" eine neue Epoche hervorging, die in der
Folge des Wiener Kongresses endgültig restaurative Züge gewann. Die folgenden
Jahrzehnte brachten für das ganze Großherzogtum gewaltige Veränderungen: politisch
, sozial und administrativ: die Landesverfassung, die Aufhebung der Leibeigenschaft
, die Ablösung der Herrenfronen, der Grundzinsen und Gülten, die neue
Gemeindeordnung, die Zehntablösung u.v.m.

Um diese Zeit, genauer am 8. Mai 1824, wurde Markus Pflüger geboren. Sohn
des gleichnamigen Hirschenwirtes. Ein gutes Jahr zuvor, am 23.April 1823, hatte
der Vater das Gasthaus erworben. Markus Pflüger jr. kehrte nach einer Lehrzeit in
der Gastronomie in Frankfurt a.M. und nach Sprachstudien in England und Frankreich
1848 als 24jähriger in seine Heimatstadt zurück und wurde direkt in die
freiheitlichen Umtriebe eingebunden. Er führte am 9. April 1848 in einer erregten
Versammlung in Röttelnweiler den Vorsitz und zog noch im gleichen Monat mit

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