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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
57.1995, Heft 2.1995
Seite: 104
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1995-02/0106
einer Abordnung nach Karlsruhe, um die badische Regierung über die neue Lage,
d.h. die Proklamation der "Deutschen Republik" durch Friedrich Hecker in Konstanz,
zu unterrichten. Wie schnell dieses erste Aufbegehren sein Ende fand, ist allgemein
bekannt. In diesem Zusammenhang wurde die "Schlacht bei Kandern" geschlagenl2).

Ein erneutes Aufflackern der freiheitlichen Bestrebungen erfolgte mit dem Einmarsch
des Radikaldemokraten Gustav Struve - begleitet von der Stettener Bürgerwehr
und einigen wenigen, während der Zeit des Exils in Birsfelden gewonnenen
Anhängern - am 21. September 1848 in Lörrach, das sich noch im April als regierungsfreundlich
präsentiert hatte. Struve besetzte das Rathaus und proklamierte die
"Deutsche Republik" mit der Parole "Wohlstand, Bildung, Freiheit für alle".

Lörrach wurde zum Hauptquartier der Provisorischen Regierung. Die Bürgerwehr
der Stadt, die Markus Pflüger zum Hauptmann gewählt hatte, stellte sich auf seine
Seite. Sonst aber blieb eine spontane Unterstützung durch die Bevölkerung weitgehend
aus, weshalb in einer gedruckten Bekanntmachung alle Männer zwischen 18
und 40 unter Strafandrohung zu den Waffen gerufen werden mußten. Gleichzeitig
wurden die Steuern und Lasten aufgehoben, die großherzogliche Beamtenschaft verhaftet
und die öffentlichen Kassen konfisziert. Zwei Tage später setzten sich die
Aufständischen in zwei Kolonnen in Richtung Freiburg in Marsch. Schon in Staufen
aber wurden am 24. September die etwa 1000 Freischärler von den badischen Truppen
unter General Hoffmann vernichtend geschlagen. Es gab einige Tote, ca. 60
Gefangene - Struve wurde am 25. September in Wehr verhaftet -, der Rest konnte
fliehen. Unter den Flüchtigen befand sich auch Markus Pflüger. der in die Schweiz
ins Exil ging. So konnte er am dritten badischen Aufstand im Mai 1849 nicht teilnehmen
, der von preußischen Truppen niedergeschlagen wurde Bl.

Dennoch, die Ereignisse um 1848/49 bildeten für Pflüger nur eine Art Vorspiel
auf der politischen Bühne, auf der er sich von 1850 bis nahe an seinen Tod 1907
bewegen sollte. Der Hirschenwirt und Posthalter war Gemeinderat, Mitglied und
Vorsitzender im Kreisausschuß, Landtags- und Reichstagsabgeordneter. Auch bei
einigen regionalen Projekten wirkte er entscheidend mit; so war er z.B. die treibende
Kraft beim Bau der Wiesentalbahn von Basel nach Schopfheim 14'. Dies
alles trug sich jedoch bereits in einer anderen Zeit zu. Die Revolution war zwar
gescheitert, nicht jedoch der Gedanke der Mitwirkung des Volkes am politischen
Geschehen. Es steht außer Frage, der Parlamentarismus nahm hier, um die Mitte
des 19. Jahrhunderts, seinen Ausgang. Indiz nur, aber bezeichnend: das Wahlrecht
der Bismarckzeit war in der Paulskirche entworfen worden. Und, dies ist
hier zu betonen, der Südwestecke Deutschlands kam eine herausragende Bedeutung
während der 1848/49er Ereignisse zu15).

Von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg:
Die Industrialisierung

Mit der Erwähnung des Baues der Wiesentalbahn ist der infrastrukturelle Wandel
angesprochen, der einen wesentlichen Aspekt der Entwicklung im Kaiserreich

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