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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
57.1995, Heft 2.1995
Seite: 105
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1995-02/0107
darstellt. Fast sämtliche Veränderungen dieser Zeit - und es gab derer viele - sind
auch auf den Prozeß der Industrialisierung zurückzuführen. Der Bau der Wiesen-
talbahn begünstigte die Industrieansiedelung im Wiesental. Nachdem 1860 einer
privaten Gesellschaft die Konzession für die "Wiesenthal Eisenbahn" erteilt worden
war, wurde 1862 in Anwesenheit des Großherzogs und des Schweizer Bundespräsidenten
das erste Teilstück, von Basel bis Schopfheim, eingeweiht. 1876
erreichte man Zell. 1889 wurde die bisherige Privatbahn von der Badischen
Staatseisenbahn übernommen. Ebenfalls auf private Initiative zurückzuführen ist
die im gleichen Jahr eröffnete Linie Zell-Todtnau.

Gleichsam den Rahmen der Industrialisierung hatte der Beitritt Badens zum
Deutschen Zollverein am 12. Mai 1835 (wirksam am l. Januar 1836) geschaffen.
In dessen Folge floß verstärkt Kapital von schweizerischen und französischen
Unternehmern in die Region, die so in der Nähe ihrer Stammhäuser den deutschen
Absatzmarkt erschließen konnten. Standortvorteile, wie die Wasserkraft der Wiese
- weshalb sich Fabriken oft auf dem Gelände ehemaliger Mühlen ansiedelten -,
bewirkten ein übriges und nicht zuletzt das große Reservoir an billigen Arbeitskräften
, zumal des Wiesentals, in dem die Realteilung zum Nebenerwerb gezwungen
hatte. Und außerdem war dort zuvor schon Hausindustrie betrieben worden,
vor allem Spinnerei und Weberei, so daß die neuen Arbeiter wenigstens teilweise
Vorkenntnisse mitbrachten16).

Die Industrialisierung, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stattfand,
war gekennzeichnet durch eine sprunghaft ansteigende Produktivitätsrate aufgrund
rasant fortschreitender Maschinisierung der Fabriken. Damit einher gingen gewaltige
Veränderungen bei der Energiegewinnung, womit die Ausnutzung der Wasserkraft
und die Verbreitung von Dampfmaschinen angesprochen sind. Auch auf
dem chemisch-technischen Sektor tat sich einiges. So machte man z.B. die Entdeckung
, daß mit Hilfe synthetischer Farbstoffe die Einfärbung von Textilien in
beliebigen Tönungen möglich ist.

Vor der Industrialisierung war der ganze heutige Landkreis Lörrach landwirtschaftlich
geprägt gewesen, hatte die Landwirtschaft noch das Leben bestimmt.
Die "Städte" bildeten hierbei kaum Ausnahmen, wenn auch einige Handwerks-
und Gewerbebetriebe eine Anzahl von Arbeitsplätzen außerhalb, aber immer in
enger Verbindung mit der Landwirtschaft geboten hatten. Auf jeden Fall bildeten
in diesem Zeitraum Wohnen, Leben und Arbeiten noch eine Einheit, hatte der
bäuerlich-handwerkliche (Groß-)Familienverband noch Bestand mit all seinen sozialen
Funktionen. Hinzu war, vor allem im Oberen Wiesental, in der Phase der
Proto-Industrialisierung die Hausindustrie gekommen, die aber um die Mitte des
19. Jahrhunderts in eine tiefe Krise geraten war.

Mit dem Fortschreiten der Industrialisierung entstanden immer neue Arbeitsplätze
: so verschob sich die Erwerbsstruktur hin zum Produzierenden Gewerbe.
Mit der starken Zuwanderung begannen sich auch die seit der Reformation überkommenen
konfessionellen Grenzen zu lockern. Der allmähliche Wandel der
Siedlungsstruktur war ein anderes Kennzeichen dieser Entwicklung. Durch Fa-

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