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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
57.1995, Heft 2.1995
Seite: 123
(PDF, 32 MB)
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ist. bevor es der Eigenthümer durch die erregten Zufälle, die sogleich mit Nachlaß der
Naturkräften begleitet sind, wahrnimmt. Diese Zufälle sind überdies von so mancherlei
Art. daß nurein geübter Thierarzt im Stande ist. einer jeden Abweichung besonders
zu begegnen. So viel der Landmann daran an Kenntnis zu besitzen nötig hat, äußern
sie sich folgendermaßen: Das Thier fängt an traurig zu werden, hängt den Kopf, hat
aufgesträubte Haare, trübe Augen, eine schleimige Zunge, kalte Ohren, verliert die
Freßlust. wiederkäut nicht, durstet bald, und bald versagt es das Saufen, aus der Nase
fließt zäher Schleim, es zittert wie im Fieberfrost, eine Kuh verliert die Milch, gegen
den vierten oder fünften Tag fängt das Thier an zu ächzen, hört auf zu harnen, hierauf
folgt der Durchfall und der Tod. Bei der Öffnung findet man meistens eine große mit
scharfer, flüssiger Galle angefüllte Gallenblase, verdorbene Leber, Brandflecken,
bald im Darmkanal, bald an der Milz, bald in der Lunge, bald an den Nieren usw., bald
an mehreren, bald an allen diesen Theilen zugleich; hauptsächlich aber findet man
gewöhnlich den dritten Magen, oder Mannigfalt mehr oder weniger entzündet, und
mit hartem Futter angefüllt. Da die Ursachen zu dieser Krankheit beinahe allgemein
sind und die Ansteckung leicht und schnell geschieht, so ist zu besorgen, daß in
unseren Gegenden wenige Ortschaften davon frei bleiben werden.

Daher ist nichts räthlicher. als an Orten, wo diese leidige Krankheit sich noch nicht
zeiget, alle mögliche Vorbauungsmittel mit großer Sorgfalt dagegen anzuwenden.

Diese Mittel bestehen in folgendem:

Erstens, muß man die Thiere fleißig striegeln und bürsten, um die Ausdünstung zu
befördern, so denn die Ställe mit Wachholderbeeren, in Essig eingeweicht, öfters
räuchern, sie fleißig auslüften und ausmisten.

Zweitens, muß man die Zunge alle Morgen mit Salz und Essig wohl reinigen, auch
das Salz unter dem kurzen Futter nicht sparen. Alle zwei bis drei Tage kann man jedem
Thier ein Glas voll Wein, oder im Notfall auch Apfelmost und eben so viel Essig zum
Maul einschütten.

Drittens, vierzehn Tage lang werden täglich von nachbeschriebener Arznei 4 Loth
auf das kurze Futter, welches so viel als möglich, gut und nicht verstickt sein, auch
nicht aus gar keine Nahrung gebenden Dingen bestehen muß. gestreut oder welches
auch besser wäre, mit dem obgedachten Wein und Essig eingeschüttet. Man nimmt
nämlich fein geschnittene Tabakblätter 4 Loth, weiße Zwiebeln 3 Stück, geriebenen
Meerrettich 1 Pfund, Baldrianwurzel 6 Loth, welches zum Gebrauch wohl untereinander
gemischt wird. Alles Aderlassen, Haareziehen und alle Abführungsmittel
müssen weggelassen werden, weil sie bey dieser Krankheit, die aus Schwäche
entsteht, schaden, indem sie die Kräfte noch mehr unterdrücken.

Viertens, wenn dieser Vorsicht ungeachtet dennoch die vorbeschriebenen Zufälle
einzeln oder im ganzen, bei einem Stück Rindvieh sich einstellen, so hat der
Eisenthümer sosleich solches von den noch gesunden Stücken durch- und abzuson-
dem, und die Orts vorgesetzten davon ungesäumte Anzeige zu machen, anstatt allerlei
sogenannte meist die Krankheit verschlimmernde Hausmittel zu gebrauchen, oder
gar einen ununterrichteten, eine solche wichtige Seuche nicht kennenden Manne sein
Vieh anvertrauen, damit unverzüglich Bericht an das betreffende Oberamt davon

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