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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
57.1995, Heft 2.1995
Seite: 133
(PDF, 32 MB)
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Abb. 5: Albert Anker:
Die kleinen Strickerinnen

und das gerade Fußteil stricken. Die Mutter übernahm die Ferse und die Spitze.
Eine Bäuerin vom Kaiserstuhl erzählte mir, daß sie den Sockenbedarf ihrer sechs
Brüder und ihres Vaters, der sich jede Weihnachten ein paar neue Strümpfe
wünschte, zu erfüllen hatte, während ihre Mutter nähte.

Handarbeiten - insbesondere das nützliche Stricken - war als Erziehungs- und
Disziplinierungsmittel wichtig. Die Mädchen sollten nicht so ungezwungen und
frei herumspringen wie die Buben. Es ging darum, den "Geist nicht zur Entfaltung
kommen zu lassen - nicht zu lesen -, aber auch darum, den Körper zu zähmen". In
manchen Regionen wurden Mädchen deshalb zum Kühehüten statt Schafehüten
geschickt, da man sich neben dem Kühehüten eher hinsetzen und stricken konntel6).

Auch eine reichhaltige Aussteuer war für junge Mädchen von großer Bedeutung
, denn die Chance einer guten Vermählung hing oft davon ab. Diese Arbeiten
für den privaten Sektor wurden zumeist in den Abendstunden ausgeführt.

Die transportablen textilen Arbeiten wie das Spinnen und Stricken konnten zu
den sogenannten "Spinnstubenabenden" mitgenommen werden. Da man sich auf
dem Lande den natürlichen Gegebenheiten anzupassen hatte, fiel dieses Phänomen
in die landwirtschaftlich ruhige Phase, den Winter. Diese winterlichen Zusammenkünfte
begannen um St. Kathrein bzw. Martini und endeten mit Mariä
Lichtmeß, dann mußte der Haushalt wieder auf die bevorstehende Feldarbeit vorbereitet
werden. Zum Teil trafen sich insbesondere die Mädchen auch schon
nachmittags zu einem "Strickfest".

Da Arbeit im geselligen Kreis mehr Spaß machte und man dadurch kostbares
Heizmaterial und Öl zur Beleuchtung sparen konnte, wurde diese jeweils abwechselnd
in einer anderen Bauernstube abgehalten. Die Höfe lagen ja oft sehr weit
auseinander, so daß man über diese Besuche froh war.

Aus dem letzten Jahrhundert sind uns verschiedene Arten von Spinnstubentreffen
bekannt. Junse Mädchen zwischen 13 und 16 Jahren, in manchen Orten ab der
Konfirmation, trafen sich immer reihum bei einer anderen Bauerntochter. Gegenseitig
- und mit Hilfe anwesender Bäuerinnen - konnten sie ihre Strickkünste
vervollkommnen. Zu den sog. "Lichtstuben" für Mädchen waren eigentlich keine

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