Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
57.1995, Heft 2.1995
Seite: 164
(PDF, 32 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1995-02/0166
Den 9. Jan. 1871 verließen wir die Stadt Vesoul. Schwerkranke und Verwundete
, die nicht transportabel waren, mußten wir zurücklassen und kamen gleich
nachher in Feindeshände. Der Feind folgte uns immer auf dem Fuße nach, jedoch
ohne anzugreifen: verließen wir morgens eine Stadt oder Dorf, so zog mittags der
Feind schon ein, so nah folgte er uns immer.

Als wir marschierten bis nachmittags 1/2 3 Uhr, so hörten wir auf der rechten
Flanke starkes Gewehr- und Geschützfeuer, die preuß. Landwehr stand in heißem
Kampf gegen 2 franz. Armeekorps bei Villersexel. Diesem mußten wir zu Hilfe.
Die 2. bad. Brigade schlug einen näheren Weg ein und kam eine Stunde früher auf
dem Schlachtfelde an. Sie kamen gerade recht, als die Franzosen am retirieren
waren und konnten ihnen das Geleit ein stückweit geben. Unsere Brigade kam erst
abends in der Dämmerung auf dem Schlachtfeld an und durfte nicht noch in das
Gefecht eingreifen. Nachdem der Feind vollständig abgezogen war, so zogen wir
uns zurück und wurden in der Nähe in einem Dorfe einquartiert. Das Städtchen
Villersexel hatte schwer gelitten. Ein Drittel der Häuser war zertrümmert, teils
abgebrannt, teils zusammengeschossen. Am folgenden Tage zogen wir uns zurück
nach Lure. Den 11. machten wir uns schon morgens um 4 Uhr auf den Marsch und
kamen gegen Mittag nach Bogamp, wo wir einquartiert wurden. Den 12. gings
nach Trahier, den 13. nahmen wir Aufstellung bei Trahier, aber der Feind rückte
nicht an. Jetzt wurde uns klar, warum wir Dijon so schnell geräumt hatten. Am 14.
nahmen wir Aufstellung bei Hericourt. den ganzen Tag erwarteten wir den Feind
bis in die Nacht hinein, aber er wollte heute wieder nicht kommen. Am 15.
nahmen wir Aufstellung bei Brevillers. Um 9 Uhr hörten wir aber schon den
Kanonendonner bei Hericourt. der von Stunde zu Stunde stärker wurde und sich
immer weiter verbreitete. Das Rasseln des Gewehrfeuers war merkwürdig und das
Ratschen der Mitrailleusen furchtbar. Nachmittags um 4 Uhr mußten auch wir
vorrücken zwischen Hericourt und Montbeliard gegen das Dorf Bisorelle. Zuerst
gaben wir Geschützbedeckung und waren an einem Waldrand postiert, hier wurden
wir von einem so heftigen Granatfeuer überschüttet, daß man von dem Lärm
und Getöse nicht einmal mit seinem Kameraden sprechen konnte. Glücklicherweise
wurden wir von den meisten Überschossen. Um 5 Uhr mußten wir unter dem
Regen von Chassepotkugeln noch weiter vor, aber alle kamen nicht mit - wie
mancher von unseren Kameraden färbte hier den Schnee mit seinem Blut bis der
Sanitätsgehilfe kam und ihm seine Wunden verband. Dessen ungeachtet ging es
doch immer vorwärts bis an den Eisenbahndamm, welcher schon von der preußischen
Landwehr besetzt war. Als wie hier ankamen, war es bereits schon dunkel
geworden, das Feuer wurde allmählich schwächer, jedoch ganz hörte das Gewehrfeuer
vor Mitternacht nicht auf, allerdings waren die Kanonen beim Dunkelwerden
verstummt. Als wir unser blutiges Geschäft beendet hatten wurden die Vorposten
ausgestellt, wir zogen uns etwas zurück und zündeten Biwackfeuer an, denn
die Kälte war bei dem heißen Geschäft doch fühlbar geworden. Nachdem wir uns
etwas erwärmt hatten, so stellte sich auch der Hunger und der Durst ein, allein
diesem abzuhelfen war fast eine Kunst, denn wir hatten weder zu essen noch zu

164


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1995-02/0166