Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
57.1995, Heft 2.1995
Seite: 165
(PDF, 32 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1995-02/0167
trinken, jedoch letzteres konnten wir bald befriedigen, wir füllten unsere Kessel
mit Schnee, stellten sie zum Feuer und tranken das Schneewasser. Um den größten
Hunger zu stillen, holten wir in einem nahen Hause Kartoffeln und kochten oder
brateten sie. So brachten wir die Nacht zu. Am Morgen, in der Dämmerung,
löschten wir unsere Feuer aus und postierten uns, wo ein geschütztes Terrain
Gegenstand war. Als es Tag war, begann das blutige Geschäft wieder wie den
vorigen Tag und endete erst mit der Nacht. Diese Nacht trieben wir wieder hindurch
, wie die verflossene. Am 17. morgens wechselten wir unsere Stellung mit
der preußischen Landwehr und kamen dem Feind etwas näher, postierten uns
hinter dem Eisenbahndamm, ungefähr 300 Schritte gegenüber dem Dorfe Bisorelle.
In dieser Position blieben wir den ganzen Tag liegen, ohne einmal aufstehen zu
können. Gegen Mittag fing es auch noch an zu regnen, und so wurden wir oben-
herunter vom Regen naß und untenherauf vom Schnee. Das war ein Gefühl! Bei
so grimmiger Kälte, durchnäßt bis auf die Haut und noch immer im Schnee liegen,
denn aufstehen konnten wir nicht vor dem feindlichen Feuer. Doch konnten wir es
noch besser aushalten als der Feind, denn als es noch anfing zu regnen, kam ein
französisches Bataillon aus dem Wald und wollte Unterkommen suchen in dem
Dorfe Bisorelle. aber wir überraschten gleich die 1. Kompanie mit Gewehrkugeln,
daß die anderen Kompanien lieber in dem Regen von Wasser stehen blieben, als in
dem Regen von Zündnadelkugeln durch zu marschieren.

In der Nacht vom 17. zum 18. wurden wir von dem preuß. Infanterieregiment
Nr. 67 abgelöst. Endlich durften wir das Schlachtfeld verlassen, auf dem wir 3 so
schwere Tage mitgemacht haben. Aber wir wußten auch, wofür es galt, zurück
konnten wir nicht, dazu haben wir auch unsere Losung erhalten:
"Halt fest, nicht zurück"!

Da wurde also jeder Soldat, der anrief oder der angerufen wurde, durch die
Losung daran erinnert, daß er seinen Posten nie verlassen durfte, hats auch keiner
getan. Nachdem wir abgelöst waren, marschierten wir zurück. Auf dem Marsch
fand ich erst, daß ich schon 2 Nächte nicht mehr geschlafen hatte, denn der Schlaf
überwältigte mich so, daß ich Schnee auf die Augen halten mußte, um sie wieder
öffnen zu können.

Nach 2 Stunden kamen wir in das Dorf Brevillers, hier wurden wir einquartiert,
soweit der Platz reichte (denn das Dorf war schon ziemlich angefüllt mit Militär).
Die übrigen, die kein Quartier fanden, mußten biwakieren. Mein Quartier war ein
Heuboden, auf welchem ich trotz Hunger und nassen Kleidern doch ruhig schlief.
Am 18. waren wir in Reserve und durften in dem Dorfe Brevillers bleiben. Am
Morgen war der Kanonendonner noch sehr stark, aber gegen Mittag wurde er
schwächer, man hörte ganz genau, daß der Feind vollständig am Retournieren war.
Gegen Abend marschierten wir vor bis Trahiers und wurden daselbst einquartiert.
Den 19. kamen wir nach Lure. Jetzt ging es täglich vorwärts, dem Feind auf dem
Fuß nach, welcher sich nach Besancon zurückzog. Wir marschierten nördlich an
Besancon vorbei, zogen uns dann südlich und kamen nach Sadel, von hier nach
Evan, von da aus machten wir eine Rekognoszierung gegen Besancon, dann zogen

165


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1995-02/0167