http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1997-01/0026
bleibt den Franzosen nicht unbemerkt, und flugs erhebt der Neuenburger Besatzungskommandant
von jedem Wagen eine Abgabe. Allmorgendlich müssen sich
1.000 der noch in den Dörfern verbliebenen Männer zu Schanzarbeiten einfinden.
Darüberhinaus sind neben Heu und Stroh noch 24.000 Palisaden (Schanzpfähle)
herbeizuschaffen.
Weil die Forderungen der Franzosen offenbar nicht zügig erfüllt werden, holen sie
am 10. Januar 1703 etliche Vögte - vermutlich auch den Hügelheimer - nach Neuenburg
und nehmen sie als Geiseln gefangen. Doch auch das hilft auf die Dauer nichts.
20.000 Mann sind in diesem von zahllosen Kriegen ruinierten Land nicht mehr zu
ernähren. Die Folge: Marschall Tallard läßt am Himmelfahrtstag 1704 Neuenburg
dem Erdboden gleichmachen und zieht die Truppen nach Breisach ab.
Für die Bevölkerung ändert sich dadurch wenig. Noch im selben Jahr verlangt
der Markgraf eine Lieferung von 1.000 Klafter Brennholz nach Basel. Das geschundene
Volk wehrt sich und erreicht per Gesuch eine Halbierung der Forderung
. Auch jetzt sind Schanzarbeiten Pflicht. Nur ist es diesmal der Landesherr,
für den die Pässe über den Schwarzwald sowie die Rheinübergänge bei Breisach
und Hüningen zu sichern sind. Um dem '"unmilitärischen Raubgesindel", das die
Gegend unsicher macht. Einhalt zu gebieten, errichtet die Regierung eine Art
Landsturm. Er postiert sich in geschlossener Kette von Rheinfelden bis zum Kaiserstuhl
.
Kriege kosten Geld - das Volk trägt die Last
Analyse einer Vermögensliste aus dem Jahre 1709
Das alles kostet Geld, viel Geld. Deshalb wird 1709 eine amtliche Auflistung
darüber erstellt, was die Bürger an liegendem und fahrendem Vermögen aufzuweisen
haben. Für die "Vogtey Hügelheim" ist sie uns erhalten und gewährt einen
außergewöhnlich intensiven Einblick in die ökonomische Struktur einer Dorfgemeinde
und ihrer Filiale Zienken. Was in dieser Analyse festgestellt wird, dürfte
sich in anderen Gemeinden in gleicher Weise wiederholt haben. Der archivalische
Text (GLA 229/47022) - immerhin sechzehn Seiten umfassend - ist in der vom
Verfasser geschriebenen "Chronik der Vogtei Hügelheim". Müllheim 1996. unter
dem Titel, ..."daß sie alle geschätzet würden", abgedruckt. Im jetzigen Beitrag soll
eine Analyse der vorliegenden Fakten erfolgen.
Der Text beginnt mit dem "Hügelheimer Gemeinwesen". Damit ist die politische
Gemeinde, wie wir heute sagen würden, gemeint. Sie besitzt zu jener Zeit
keinerlei Gebäude. Von der Gemeindestube, dem späteren "Gasthaus zur Blume",
hat sie sich 1688 getrennt. Dieses Gemeindegasthaus, in dem u.a. alle öffentlichen
Amtshandlungen abgewickelt wurden, war eine Art Vorläufer des späteren Rat-
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