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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
59.1997, Heft 1.1997
Seite: 143
(PDF, 28 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1997-01/0145
eines Geschichtswerkes Füsslis über die Schweiz, das er nun zurückschicke. Der
..Geist des Patriotismus" habe ihn ..als einen Fremden angesteckt". Lenz ist wißbegierig
, bei einem zukünftigen Besuch bei Füssli in Zürich ..etwas von der Fortsetzung
, besonders von den Schweizerkriegen gegen Burgund. Mailand und in den
neueren Zeiten von ihrem Verhalten bei den Kriegen Ludwigs XIV. in Ihrer Ma-
nier zu lesen, die den Geschichtsschreibern der Fürsten und Höfe Zerknirschungen
machen sollte." Lenz bewundert an Füssli also den fortschrittlichen, nationalbürgerlichen
Historiker, der sogar der Idee der freien Republik zugänglich ist:
..Die einheimischen Kriege der Kantone werden Sie schwerlich einem Fremden
erklären; obwohl ich von einheimischen Gärungen in Republiken die schlimme
Meinung nicht habe, womit die meisten Philosophen den Geist der Ruhe empfehlen
, der das Bewußtsein der Kräfte einschläfert." Auch wenn sich Lenz vor einer
endgültigen Beurteilung noch scheut, so wird doch seine Hoffnung deutlich, daß
das Ausland nicht als „Friedensstifter" in die „ach so wilden, ungeregelten, so
ganz unmoralischen Ausbrüche der 'Anarchie" ihrer Nachbarn" eingreift. Lenz
erkennt das politische Wagnis der revolutionären Gewitterstimmung in der
Schweiz und beurteilt es positiv.

Ein paar Tage später tritt Lenz seine Reise zusammen mit dem Freiherrn von
Hohenthal an. die er „nicht wie die meisten der Herren Engländer und Franzosen
als ein bloßes Postlaufen und Begaffen, sondern als eine Erfahrung für unsere
ganze Welterkenntnis und künftiges Leben" verstehen möchte. Lenz bittet Füssli.
der 1763/64 eine Bildungsreise nach Italien unternommen hat. um neue Adressen
und Kontakte: „Wege zu Bekanntschaften von Leuten, die Ihnen ähnlich sind - in
Mailand. Rom. Neapel - sind uns noch nicht geöffnet, zu Leuten, auf deren Kenntnisse
wir bauen, deren Herz uns ihre Gefühle für das, was wir aus der Entfernung
nur unter Nebeln erkannten!" Finanzielle und menschliche Not sprechen aus diesen
Lenzschen Zeilen: Teure Reiseunterkünfte kann er sich nicht mehr leisten, der
Bruch mit ehemaligen Freunden aus der Straßburger und Weimarer Zeit wirkt
schmerzlich nach. Der Ruf nach einem neuen Angenommen werden wird lauter
und spielt eine immer größere Rolle in den Briefen Lenzens. Der „ergebene Wanderer
Lenz" ist längst heimatlos geworden.

*

Und dennoch zeigen zwei weitere Basler Briefdokumente, daß Lenz im Jahre
1777 noch immer ein Idol der Sturm- und Drang-Epoche ist. Eine geradezu kultische
Verehrung Lenzens spricht aus den empfindsamen Zeilen des Baslers Ema-
nuel Friedrich Mayer !. der in seinem Brief vom 9. April Lenz daran erinnert, daß
dieser ihm vor drei Jahren einen Brief geschickt habe, „der ganz in meine Seele
floß, und mich zu täglich neuer Verehrung gegen Sie aufmahnt." Und Mayer fragt
an - offensichtlich in völliger Unkenntnis der Lage Lenzens -: „Wie lebten Sie
dann, seitdem ich das letzte Mal die Ehre hatte. Sie zu sehen? Vermutlich gut.
gesund und vergnügt, ich wünsche das wenigstens vom Grund meiner Seele. Ich

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