http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1997-01/0146
Abb. 1: Jakob Michael Reinhold Lenz
um 1777
meinerseits bin - Gott sei's gedankt - seit meiner Abreise von Straßburg glücklicher
gewesen, als ich es verdiente. Ich habe die Bergwerke meinem Bruder in
Lothringen vermacht und mich nun ganz dem Handel gewidmet. Ich bin nun
seitdem hier in Basel in einer der berühmtesten Bandfabriken als Angestellter
unter besten Bedingungen." Mayer schließt seinen Brief mit Superlativformeln
freundschaftlichen Herzblutes: „Sollte, wie ich hoffe, Ihre Freundschaft noch einen
Funken Herz zu mir haben, so machen Sie mir das Vergnügen, mich dessen
schriftlich zu versichern. Kann ich hingegen - um mich dessen aufs neue würdig
zu machen - Ihnen viel Angenehmes in hiesigen Gegenden erweisen, so befehlen
Sie über denjenigen, der besonderer Hochachtung. Aufrichtigkeit und mit vollem,
warmem Herzen die Ehre hat, sich ewig zu nennen Dero gehorsamster und bereitwilligster
Freund und Diener Emanuel Friedrich Mayer."
Knapp drei Wochen später erhält Lenz erneut Post aus Basel.
Der Verehrer ist dieses Mal der Schriftsteller Karl August Küttner, der als erster
Lenz im März 1777 in Basel aufgenommen hat. Als Lenz ihn verläßt und abreist,
verfaßt Küttner ein typisches Sturm- und Drang-Abschiedsschreiben, einen ..Wurf
- ich ändre kein Wort. Es ist Herzensfülle. - Du läßt mich allein. Edler! Wärs
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