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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
59.1997, Heft 1.1997
Seite: 145
(PDF, 28 MB)
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vielleicht besser, hätt' ich nie den Himmel in Dir mir dämmern sehen? Ach! Ich
ahne dunkel, was Du mir sein könntest, was ich vielleicht Dir sein könnte. Leb
wohl. Heiliger, denn Du bist mirs. Leb wohl. Geh Deine Straße. Braus auf mit der
schnellen Aar. wühl in den Trümmern von Habsburg, sauge Größe aus dem Andenken
der Großen, die dort sich betteten. Jauchze am Zürichersee. drück" gegen
die Last der Alpen." In guter Sturm- und Drang-Tradition wird Lenz zum kolossalen
Prometheus-Typ hochstilisiert. „Komm in meinen Arm zurück, größer und
herrlicher, bring Leben und allmächtiges Wehen. Geist und Kraft in meinen morschen
Bau. Fülle, fülle ganz mein Herz, verwandle es zu Feuer, damit es in ewigen
Rammen auflodere!" Aber nach solchen Verwandlungen ist es Lenz in diesen
Monaten nicht zumute.

*

Zu den wichtigsten ..Basler Zeugnissen" gehören jedoch die Briefe Lenzens an
den Fabrikanten Jakob Sarasin und seine Frau.8) Vom 23. bis 28. April 1777
besucht Lenz das Ehepaar Sarasin zum ersten Mal in deren „Weißem Haus", dem
Wendelstörfershof am Rheinsprung 18.9' Der erste Brief Lenzens an Gertrud Sarasin
aus Zürich vom 11. Mai knüpft an diesen Besuch an, wenn Lenz ein ausgeliehenes
Buch mit Texten des Colmarer Dichters Konrad Pfeffel101 zurücksendet:
„Hier sind Pfeffels Lieder wieder, meine würdigste Freundin! Freilich muß ich
mich schämen, daß ich so spät damit bin und Ihre Geduld und vielleicht Ihre
Sanftmut selbst auf eine so unverschämte Probe gesetzt habe." Lenz kündigt für
einen weiteren Brief ..den ersten Akt der verabredeten Komödie" an. die als Amateurtheaterstück
für das Ehepaar Sarasin und deren Freundeskreis geplant ist und
für das Gertrud Sarasin eine besondere Rolle erhalten soll. Lenzens Brief erscheint
uns heute wie ein verhaltener Minnegesang an die unerreichbare Dame. Er erbittet
von ihr ein paar Antwortzeilen. ..aber wohlgemerkt im Schweizer Deutsch. Sie
können sichs nimmer vorstellen, wieviel Begeisterndes diese Sprache in Ihrem
Munde für mich hat." Am 2. Juni greift Lenz in Zürich wieder zur Feder, um
Gertrud Sarasin erneut auf ihr „Basier Deutsch" anzusprechen, das er von ihr
lernen möchte. Lenz legt seinem Brief nun den ersten - und Fragment gebliebenen
- Entwurf zu dem bereits früher angekündigten „Lustspiel in Alexandrinern" bei.
Schon die einleitende Regieanweisung macht deutlich, daß es sich um eine naive
Rokokospielerei handeln wird: ..Der Schauplatz stellt die Allee eines kleinen Gartens
dar. der überall von Bergen eingeschlossen ist. auf denen man in einiger
Entfernung Schlösser und Landhäuser entdeckt, die an dem Fuße desselben das
Ufer eines in ihrer Mitte schlängelnden Flusses verschönern helfen." Eine harmlose
Romanze beginnt. Mit gleicher Post wendet sich Lenz an Jakob Sarasin und
bietet ihm die erste Liebhaberrolle des Stückes an. Ende Juni verspricht Lenz in
einem weiteren Schreiben an Sarasin. daß der „Ausgang unseres Lustspiels sehr
drollig werden sollte". Vor allem der Tod Cornelia Schlossers im Juni 1777 stürzt
Lenz in eine tiefe Depression, so daß er die Pläne für die Vollendung der Komödie

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