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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
59.1997, Heft 1.1997
Seite: 150
(PDF, 28 MB)
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notwendigen Fächerkanon weiblicher Erziehung, außerdem das Rechnen mit Aufgaben
, „wie sie im alltäglichen Leben vorkommen." Erscheint uns dieser Praxisbezug
heute vielleicht noch als ..modern", so verrät Lenzens Frauenschul-Modell
in seiner eindeutigen Ausrichtung auf die Wünsche und Erwartungen des Mannes
wenig emanzipatorischen Mut. 141 So schreibt er über die weibliche Mode: ..Sie
müßte auf das Klima, die Landesprodukte und besonders auf den Geschmack der
jungen Schweizer Herren berechnet sein." Viel Verstand und umfangreiche mathematische
Kenntnisse brauche die Frau nicht: „Und wozu anders soll sie sich mit
unwesentlichen Zahlen plagen, die sie um all ihre Reize und den Mann um sein
ganzes Glück bringen." In einem Brief an Sarasin vom 12. Dezember 1777 greift
Lenz das Thema noch einmal auf und betont erneut die große Bedeutung der
naturwissenschaftlichen und medizinischen Ausbildung der Frauen. „Allein ein
Lehrer von dieser Art, der sich den jungen Zöglinginnen auch noch verständlich
machen könnte, wird sich auf der Baseischen Akademie wohl schwerlich finden. -
Denn wie oft Moral nur von Diät abhängt, ist noch bei weitem nicht genug eingesehen
, geschweige ausgeübt worden" - eine Schlußfolgerung, die wir erst bei
Georg Büchner und Bertolt Brecht wiederfinden!

Zum Jahresende 1777 nehmen Lenzens Krankheit und geistige Verwirrung zu.
Der Elsässer Pfarrer Oberlin nimmt ihn in Waldersbach, einem kleinen Ort in den
Südvogesen, auf. Am 20. Januar 1778 kommt Lenz dort an. Mit diesem Tag
beginnt auch Georg Büchners Novelle „Lenz", die er nach den Aufzeichnungen
Oberlins geschrieben hat: „Den 20. ging Lenz durch's Gebirg. Die Gipfel und
hohen Bergflächen im Schnee, die Täler hinunter graues Gestein, grüne Flächen.
Felsen und Tannen. Es war naßkalt, das Wasser rieselte die Felsen hinunter und
sprang über den Weg. (...) Oberlin hieß ihn willkommen, er hielt ihn für einen
Handwerker. 'Sein Sie mir willkommen, obschon Sie mir unbekannt'. - Tch bin
ein Freund von Kaufmann und bringe Ihnen Grüße von Ihm." - "Der Name,
wenn's beliebt?' - 'Lenz' - 'Ha. ha, ha. ist er nicht gedruckt? Habe ich nicht einige
Dramen gelesen, die einem Herrn dieses Namens zugeschrieben werden?" - 'Ja.
aber belieben Sie, mich nicht darnach zu beurteilen.'" 151 Aber auch der Aufenthalt
bei Oberlin führt zu keiner Heilung. Lenz wird nach Straßburg gebracht. Johann
Georg Schlosser übernimmt erneut die Pflege Lenzens. die teilweise vom Herzog
von Weimar bezahlt wird.

In diesen Monaten des Jahres 1778 ist Lenzens Vertrauen zu Jakob Sarasin
ungebrochen. Im Juni bittet Lenz Sarasin, für Conrad Süß einen Meister in Basel
zu finden. Conrad Süß ist der Sohn eines Schuhmachermeisters in Emmendingen,
bei dem Lenz in dieser Zeit untergebracht ist. um das Schusterhandwerk als eine
Art Arbeitstherapie zu betreiben: „Wenn Sie nur wollten, probieren Sie sich von
ihm Schuhe machen zu lassen. Ich bin versichert, daß er sie gut machen wird,
besonders wenn er einige Zeit in Basel gewesen ist und dann weiß, wie Sie sie
gerne tragen." Süß findet aber - auch ohne Hilfe Sarasins - Arbeit „in Arlesheim,
einem katholischen Ort, anderthalb Stunden von Basel." Lenz bekümmert dies
sehr: „Ich werde keine ruhige Stunde haben, wenn er an dem katholischen Ort

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