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Abb. 6: Reinimrt Zeller
Abb. 7: Nathan Zeller
auch Beuggen schwer. Die Pacht war drastisch erhöht worden, und ständig drohte
der Verlust des ganzen Anwesens durch dessen Verkauf an zahlungskräftige Interessenten
.
Als Zeller 1860 starb - zwei Jahre nach seiner Frau - wählte das Basler Komitee
seine Söhne Reinhart (1826-1891) und Nathan (1823-1890) zu seinen Nachfolgern
. Reinhart als Theologe wurde der Leiter, Nathan als Lehrer der Verwalter.
Doch schon in den ersten Jahren seines Amtes erkrankte Reinhart Zeller an der
Gicht - wie man damals sagte -, die zu fortschreitenden Lähmungen führte. Nur im
Lehnstuhl sitzend, ohne Bewegungsfähigkeit der Arme, leitete der Kranke das
Haus, erteilte Unterricht und hielt Andachten. Gewissenhaft bewahrte er das
pädagogische Programm des Vaters.
Diese Haltung führte jedoch dann zu großen Schwierigkeiten, als er sich weigerte
, die Lehrpläne für die Seminaristen zu ändern, damit diese in ihren Examensleistungen
den neuen staatlichen Forderungen entsprechen konnten. Denn noch immer
wurde bei der Aufnahme ins Seminar mehr Wert auf Glaubensfestigkeit und
die Bereitschaft zum Dienst gelegt als auf Vorkenntnisse und Intelligenz. Noch
immer stand die Handarbeit gleichberechtigt in der Ausbildung neben dem theoretischen
Wissensstoff. In den zurückliegenden Jahrzehnten hatten die in Beuggen
ausgebildeten Seminaristen überall im deutschsprachigen Raum bis zu Gemeinden
in Rußland in Schulen und in vielen Heimen ihren Platz gefunden. Doch nun
verlangte man von den Kandidaten, daß ihre Ausbildung und ihre Leistungen den
üblichen staatlichen Anforderungen genügten.
Ein wichtiger Schritt für die weitere Entwicklung der „Anstalt"' war der Kauf
des gesamten Anwesens im Jahre 1877 für 107.000 Schweizer Franken. Alle
Gebäude, für die bisher Pacht zu zahlen war, sowie 12 Jucharten Land (1 Juchart
= 36 Ar) gingen in den Besitz der „Anstalt" über. Nun konnten die notwendigen
und längst fälligen baulichen Veränderungen vorgenommen werden: die Räume
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