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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
59.1997, Heft 2.1997
Seite: 35
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1997-02/0037
Besonders aufschlußreich ist Eugen Zellers Beschreibung der Zeit nach 1820 - ein
eindrucksvolles Dokument für die Begegnung von Theologie und Pädagogik, für
die Kraft des Glaubens, sich für neue pädagogische Einsichten zu öffnen und
dabei die zentralen Inhalte christlichen Glaubens zu bewahren.

Die Zeit des Dritten Reiches brachte auch für Beuggen neue Schwierigkeiten.
Die deutschen Jugendämter weigerten sich, mit der Schweizer Leitung des Hauses
zusammenzuarbeiten. Sie wiesen nur noch wenise Kinder ein und betrachteten das
Heim lediglich als eine Durchgangsstation. Das aber widersprach der Erziehungsarbeit
von Beuggen. Ein deutscher Träger der Arbeit mußte gefunden werden. Ihm
sollte dann das Haus mit seiner gesamten Einrichtung kostenlos bzw. gegen die
Durchführung kleinerer Reparaturen zur Verfügung gestellt werden, dabei aber im
Besitz des Schweizer Vereins bleiben. So kam es am 28. Juni 1937 zur Gründungsversammlung
des ..Vereins der Freunde des Kinderheims Beuggen"' in Lörrach
. Die Schweizer Freunde versprachen weitere treue Mithilfe. Der deutsche
Vorstand übernahm die Verantwortung.

Ein Hauselternpaar fand man - da Eugen und Berta Zeller in den Ruhestand
treten wollten - in Friedrich und Anna Kraft. Eugen Zeller hatte das Ehepaar noch
selbst ausgesucht und war von der Richtigkeit der Wahl überzeugt. Am Morgen
des 17. November 1937. dem Tag. an dem am Nachmittag sein Nachfolger eintraf,
verließ Eugen Zeller Beuggen. still und unauffällig.

Pfarrer Kraft (1904-1970) und seine Frau führten als treue, tatkräftige Hauseltern
Beuggen durch die schweren Jahre des Dritten Reiches und des Krieges.
Pfarrer Kraft gehörte der Bekennenden Kirche an, und so bot Beuggen - da es
immer noch in schweizerischem Besitz war - die Gelegenheit für viele Veranstaltungen
der evangelischen Jugend, der Frauen- und Männerarbeit, die sonst nicht
mehr möglich gewesen wären. Das Kinderheim wurde jetzt als „Heim für normale
Kinder und Ersatz für Familienerziehung'* eingestuft. Es war wieder voll belegt.
Die feste Hausordnung, der geregelte Tagesablauf und das religiöse Fundament
bildeten die Gewähr dafür, daß die Erziehungsarbeit weitergehen konnte, im großen
und ganzen auch ungestört.

Gleich nach dem Ende des Krieges stellte sich für Beuggen noch eine neue
Aufgabe, mit der es allerdings an seine alte Tradition anknüpfen konnte. 1946-
1953 wurden in Fortbildungskursen evangelische Lehrer für den Religionsunterricht
ausgebildet. Dies war ein wertvoller Dienst für die Badische Landeskirche
und eine große Mehrbelastung für die Hauseltern. Die alte Mühle, die noch Eugen
Zeller hatte dazuerwerben können, diente den neuen Seminaristen als Wohnstätte.

Im Jahre 1954 schenkten die Basler Besitzer das gesamte Anwesen von Beuggen
„für den Zweck eines Kinderheimes zu treuen Händen" der Evangelischen
Landeskirche in Baden. Damit verbesserte sich die finanzielle Situation des Hauses
entscheidend, übernahm doch nun die Landeskirche die gesamte Baulast. Sie
ließ eine Reihe von Erhaltungs- und Modernisierungsmaßnahmen durchführen.
Dazu kam. daß die neu entstandene evangelische Gemeinde Karsau Kirche und
Pfarrer brauchte. Der Kirchenraum im Rittersaal bot sich dafür an. zumal Pfarrer

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