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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
59.1997, Heft 2.1997
Seite: 52
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1997-02/0054
chen Bauten erwarten kann. Ein größeres Gebäude hätte dann noch in der Beletage
Fensterverdachungen mit Konsolen bekommen. Diese fehlen hier. Der Eingang
wird von einem flach dreieckigen Giebelblock auf zwei charakteristischen,
schwach geschweiften, unverzierten Konsolen überdacht, im Erdgeschoß öffnen
sich links und rechts zwei schmucklose, heute vermauerte Rundbogentoreinfahrten
. Das ist. bis hinauf zum Türmchen, liebenswert verbauerte Weinbrennerarchitektur
. Weinbrennerstilformen zeigt auch das Sitzenkircher Rathaus (1830) trotz
des Umbaues von 1913. Auch der Kernbau des Fahrnauer Rathauses (1838) mit
seinen übermäßig hohen Obergeschoßfenstern - Weinbrenner hätte an einem so
kleinen Gebäude solche Proportionen nicht akzeptiert - kann hier genannt werden.

Wer nicht genau hinsieht, wird auch das Grenzacher Rathaus (1836-38) noch
für einen reinen Weinbrennerstilbau halten. Die Proportionen, die Schlichtheit, das
Walmdach - das ist Weinbrennererbe. Aber die Bogenstellungen im Erdgeschoß
mit dem Wechsel von kleinen Halbrundbögen und den um der Einheitlichkeit der
Scheitelhöhe willen zu Segmentbögen reduzierten großen „Arkaden*' lassen sich
mit Weinbrenners Formstrenge nicht vereinbaren. Biedermeierlich verspielt wirken
die dünnen Fensterverdachungen des Hauptgeschosses. Daß sie über den Fenstern
ohne Verbindung mit diesen in der Wandfläche „schwimmen", ist das Ergebnis
einer unsachgemäßen Restaurierung. Wie diese Fenster aussehen müßten, kann
man, ganz in der Nähe, bei der jüngeren Markgrafenapotheke (gegen 1850) beobachten
. Hier besteht die Verdachung noch richtig aus (angedeutetem) „Architrav"
mit Gesims. Auch beim Steinener Pfarrhaus wurden, wie ein Blick auf ältere
Aufnahmen zeigt, die Verdachungen stilwidrig isoliert.

Der neue Turmaufbau der Wollbacher Kirche von 1831 ähnelt noch ganz den
Weinbrennertürmen von Kandern oder Stetten. Das neue (verrestaurierte) Kirchenschiff
, das in Mappach 1830/31 gebaut wurde, und die zerstörte Efringer Synagoge
(1831) waren ebenfalls noch richtige Weinbrennerstilbauten. Auch das 1835-37 errichtete
Schützenhaus über Schopfheim trägt noch die Züge der Weinbrennerzeit.

Wenn an der Kirche von Auggen (1832-35) auch manches Neue zu beobachten
ist, das Weinbrenners Zustimmung kaum gefunden hätte, so geht doch andererseits
einiges noch auf seine Schule zurück (Abb. 2). Ein Vergleich etwa mit der
Turmgiebelfront von Weinbrenners Scherzheimer Kirche6' läßt Ähnlichkeiten und
Unterschiede erkennen. Gemeinsam ist die Grundanlage der beiden Turmgiebelfassaden
, gemeinsam die hohe, verhältnismäßig schmale, geschoßübergreifende
Rundbogennische, in welche unten das Portal - typisch Weinbrenner - wie eingespannt
erscheint. Weinbrennerhaft ist auch der große Dreiecksgiebel, dessen Basisgesims
(Geison) in Auggen um den Turm herumgeführt wird - originellerweise
in der Nische als Gesims unter einem Halbrundfenster und links und rechts davon
als breite „Kapitelle"'. Das in einer flachen Rundbogennische zusammengefaßte
gekuppelte Rundbogenfensterpaar mit einer kreisförmigen Öffnung in der Lunette
gibt es dagegen bei Weinbrenner nicht, allerdings schon ähnlich 1823 bei der
Sulzburger Synagoge seines Neffen und Schülers Johann Ludwig Weinbrenner
(1790-1858, vor 1825 Bezirksbaumeister in Müllheim und Lörrach). Nebenbei

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