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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
59.1997, Heft 2.1997
Seite: 55
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1997-02/0057
Wenn Hübsch eine Kirche baut, so dürfen wir also bei diesem romantischreligiösen
, dem Nazarenertum nahestehenden Künstler keine Anspielungen auf die
heidnische Antike erwarten: keinen Tempelgiebel, keine antikisierenden Säulen
oder Portiken usw. Naheliegender wäre die Nachahmung der Baukunst des frommen
Mittelalters, etwa der Gotik, zumal sich gerade in jener Zeit, in der man z. B.
die Vollendung des Kölner Domes als restaurativ-christliche und nationale Großtat
begriff, die Überzeugung durchzusetzen begann, daß kein anderer Baustil dem
christlichen Kultus so sehr entspricht wie die Gotik. Aber bei dieser stieß ihn der
die Konstruktion verunklarende Reichtum an Verzierungen ab. außerdem hatte er
den Verdacht, daß es dieser Baukunst der ..emanzipierten Werkmeister der freien
Städte" an echter religiöser Motivierung fehlte.9' Auch die Überzeugung, daß die
Gotik als (vermeintlich) urdeutscher Baustil aus nationalen Gründen der Nachahmung
besonders würdig sei. konnte er nicht teilen.

Die Romanik dagegen, die italienische wohl noch mehr als die deutsche, beeindruckte
ihn. und die altchristliche, byzantinische Architektur schien ihm für seine
Zeit in besonderem Maße vorbildlich. Er pries an der romanischen bzw. altchristlichen
Architektur das ..Streben nach altchristlicher logischer Klarheit. Schlichtheit
und Gemessenheit, ... wozu die monumentale Würde des vollständig gewölbten in
schön gehaltenen Verhältnissen emporstrebenden Innern kommt."10' Eine Inspiration
durch diese alten Kirchenbauten - keinesfalls eine Kopie! - ist für ihn durchaus
legitim und bei seinen Werken immer wieder erkennbar. Auch sein berühmter
Zeitgenosse in München. Friedrich von Gärtner, bemühte sich damals um einen
„gereinigten byzantinischen Stil". (Hübsch unterschied begrifflich „byzantinisch"
und ..romanisch" noch nicht wie heute üblich.) Betont werden muß. daß Hübschs
Rundbogenstil nicht als eine Art Neuromanik gedacht war, sondern als eine neue,
ganz den zeitgenössischen Bedürfnissen und technischen Möglichkeiten entsprechende
Architektur zu verstehen ist.

Wie muß nun so eine Kirche nach Hübschs Vorstellungen aussehen? In Sulzburg
haben wir den frühen Versuch einer Antwort. Nichts Antikisierendes! Keine
Neugotik - aber auch keine Neuromanik! Die gepriesene „Klarheit". „Gemessenheit
" (also gute Proportionen) und vor allem „Schlichtheit" wird man dem Bau
zubilligen können. Wenn man will, kann man das mit Hübsch auch für gut christlich
halten. Daß alles streng von der Funktion her und mit einer grundsätzlichen
Sparsamkeit, die erst dort ihre Grenze findet, wo die Würde des Gotteshauses
beeinträchtigt wäre, konzipiert ist. gehört zu Hübschs Programm. Hier ist er Weinbrenners
Gesinnung nicht fern.

Die auf zwei Ebenen angeordneten Rundbogenfenster des Kirchenschiffes stellen
eine bewußte Alternative zu den hohen Kirchenfenstern Weinbrenners und
seiner Schüler dar. welche im Bedarfsfalle durch einen Mauerstreifen auf der
Höhe der Empore unterteilt wurden (siehe Frommeis Lörracher Stadtkirche!). Solche
„langen Treibhausfenster", die ihn an „Reitschulen" erinnerten, kamen für
Hübsch nicht in Frage. Daß er bei seinen einfachen Landkirchen auf das vollständig
„gewölbte Innere" verzichtete und die schlichte Flachdecke vorzog, liegt nahe.

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