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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
59.1997, Heft 2.1997
Seite: 63
(PDF, 33 MB)
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Säulen gegliederten Loggien. Diese Fabrikantenvilla besitzt noble klassizistische
Proportionen, ist feiner, wenn man will, zierlicher als das, was Weinbrenner und
seine Schüler hinterlassen haben, die ihrerseits für die zu beobachtende Verfeinerung
wenig Verständnis aufgebracht hätten.

Ein weiterer Bau in Steinen verdient unsere Aufmerksamkeit: das Gasthaus
Zur Sonne (1843). das sich durchaus noch klassizistisch gibt und im Giebeldreieck
eine interessante Fenstergruppe besitzt (Abb. 8). Zwei Rundbogenfenster werden
durch ein Kämpfergesims miteinander verbunden und durch ein sich darüber
befindliches Halbrundfenster bekrönt, ein Motiv, das um 1850 und später in einfacherer
Form mehrfach an Bauernhäusern verwendet wurde, so z. B. in Dossen-
bach, wo nach dem Dorfbrand mehrere Neubauten diese Fenstergruppe erhielten.
Der „Badische Hof' in Haltingen besitzt eine der Steinener „Sonne" verwandte
Fenstergruppe. Bemerkenswert ist beim Steinener Gasthaus auch, daß sich zu dem
Erd- und Obergeschoß trennenden Gurtgesims nun noch ein Sohlbank(=Fenster-
bank)gesims gesellt, womit die Horizontale, das Sich-Hinlagern stärker betont
wird als beim Freiburger Amtsgericht.

In den vierziger Jahren entstanden in Müllheim und Wehr zwei größere private
Bauten, auf die es sich einzugehen lohnt. In Müllheini ist dies das Anwesen
Blankenborn an der Ecke Wilhelmstraße/Badstraße. Als Planfertiger wird kein
Geringerer als Friedrich Eisenlohr genannt16', der um jene Zeit (1851-53) auch das
(abgebrochene) Kurhaus in Badenweiler entwarf und auf den vielleicht auch direkt
oder indirekt die Hoffassaden des heutigen Museums in Müllheim zurückgehen.17'
Das Baujahr des Blankenhornschen Anwesens ist über dem heute verstümmelten
Haupteingang festgehalten: 1847.

Etwa fünf Jahre älter ist das ehemalige Gasthaus Zum Schwert in Wehr
(Abb. 9). das als Gaggsche Brauerei in den frühen Vierzigerjahren errichtet wurde
und sich heute leider in einem nicht gerade guten Zustand befindet. Beiden Bauwerken
gemeinsam ist die Verwendung gotisierender Details an ansonsten keinesfalls
der Neugotik verpflichteten Baukörpern. In Wehr gliedern hohe und flache
Rundbogennischen von Fensterachse zu Fensterachse die Fassaden. Insofern sieht
der dreigeschossige Bau wie ein Weinbrennerstil-Nachzügler aus. Die Brüstungsfelder
der traufseitigen Obergeschoßfenster sind aber überraschenderweise mit
neugotischem Blendmaßwerk verziert.

Am genannten Blankenhornschen Anwesen in Müllheim (Abb. 10) besitzt der
Balkon des polygonalen Erkers eine Maßwerkbrüstung. Das überrascht an einem
Bauwerk, das sonst keine Neigung zur Gotik erkennen läßt. Außer der Neugotik
der Balkonbrüstung (und der Türflügel) weist es noch andere Neuerungen auf,
nämlich die von Weinbrenner und anderen Klassizisten gemiedenen Stichbogenfenster
und über der großen Einfahrt sogar ein Drillingsfenster mit annäherungsweise
frühgotischen Rundpfeilern und Stichbögen. Das Sohlbankgesims der Beletage
ist über der ehemaligen Toreinfahrt treppenförmig gebrochen. Dazu kommen
ganz neue Fensterformen im Kniestock, nämlich stumpf kreuzförmige Fenster
mit diagonalen Verstrebungen. Neuartig war damals auch das aus Backsteinen

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