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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
59.1997, Heft 2.1997
Seite: 65
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1997-02/0067
geformte Konsolgesims unter dem Dachansatz mit kleinen Rosetten zwischen den
Konsolen und schließlich ein zierlicher Rebrankenfries unter dem Sohlbankgesims
der Beletage. Von einer echten Synthese zwischen klassischer und mittelalterlicher
Baukunst, deren Verwirklichung in der ersten Jahrhunderthälfte ein von führenden
Architekten immer wieder vorgebrachtes Anliegen war, kann man hier
wohl nicht sprechen, aber die Kombination von Gotik mit Nichtgotischem zeigt
doch eine neue Art des Umgangs mit historischen Vorbildern, d.h. sie paßt sehr
wohl zu der sich anbahnenden eklektizistischen Tendenz des Historismus. Meines
Wissens liegen hier, bei den Bauten in Müllheim und Wehr. - von der Inzlinger
Kirche abgesehen - wohl die ersten (erhaltenen) neugotischen Details an Bauten
im Markgräflerland vor.

Eisenlohr griff in Müllheim auf sehr verschiedene Stilanregungen zurück und
erlaubte sich auch die nicht unmittelbar auf die alten Stile zurückgehende Kreation
der kreuzförmigen Kniestockfenster, die er schon an der vorsichtig gotisierenden
Bahnhofshalle (1845) in Freiburg verwendet hatte und die wir kurioserweise auch
an einer Scheune in Auggen (beim Aufgang zur Kirche) finden.

Gotisierende Züge - nach dem Verständnis der damaligen Zeit - weist auch das
Gebäude der heutigen Auggener Grundschule (1848) auf. Eine Fenstergruppe im
Obergeschoß des Mittelrisalites wird von einer der englischen Gotik entlehnten
Traufleiste geschützt. Gotisch ist auch die Staffelung des Drillingsfensters in der
Mitte des Obergeschosses gemeint. Das (abgebrochene) neugotische ..Bachofen-
schlößlein" in Basel sah ähnlich aus. Im Kontrast dazu stehen die Rundbogenformen
von Fenster und Portal im Erdgeschoß. Unklassizistisch sind dann wieder die
unverputzt gezeigten Backsteinkonsolen des Traufgesimses, die wir schon vom
soeben erwähnten Blankenhornschen Anwesen her kennen.

Drei Kirchenbauten aus der behandelten Zeitspanne sollen hier erwähnt werden:
In Rickenbach wurde 1839-46 nach den Plänen von Friedrich Frinz. dem wir
schon in Inzlingen begegnet sind, eine neue Kirche gebaut, die in ihrer schlanken
Proportionierung und mit den schmalen Strebepfeilern eher durch die Gotik inspiriert
wirkt, dabei aber Rundbogenfenster besitzt. Man sollte die Leistung des
Weinbrennerschülers Frinz nicht unterschätzen, der hier so ganz andere Wege
ging als sein Lehrmeister und andererseits mit der Anlehnung an die Gotik und
mit dem großen Dach auch keinesfalls nach dem Geschmack des damals in Karlsruhe
amtierenden Baudirektors Heinrich Hübsch arbeitete.

In Schwörstadt errichtete der Waldshuter Bezirksbauinspektor Johann Bayer,
ebenfalls ein Weinbrennerschüler. 1846-53 an neuem Standort eine neue Kirche
(Abb. 11). Auch ihm lag nicht daran, Weinbrennererbe zu tradieren. Bayer erweist
sich durchaus als Zeitgenosse Heinrich Hübschs. Die Ähnlichkeit des Außenbaues
mit der von Hübsch 1835-37 erbauten Kirche von Oberlauchringen ist auffallend.
Bayer kommt an der vom Turm überragten Westfassade ganz ohne das Weinbren-
nersche Vokabular aus und wählt auch eine steilere, schlankere Proportionierung.
Vor allem die schmalen gekuppelten Rundbogenfenster im Turmobergeschoß,
aber auch die anderen Rundbogenöffnungen der Fassade bringen eine unklassi-

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