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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
59.1997, Heft 2.1997
Seite: 74
(PDF, 33 MB)
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vereinfacht und in Kleinformat wieder. Portal und darüberliegendes Fenster sind
aber unseren oben behandelten Rathäusern geistesverwandt. Hembergers Neurenaissanceversuch
ist also nicht gerade konsequent, auch was die Proportionen
betrifft, deshalb aber nicht weniger liebenswert.

Der zweite Bau ist die Löwenapotheke in Lörrach (1862). eine in unserer
Ecke ganz aus dem Rahmen fallende Schöpfung. Auch hier lieferte die italienische
Renaissance die Vorbilder, allerdings nicht, wie es auf dem Erläuterungstäfelchen
am Hause heißt. Florenz, sondern wie schon Pfister richtig feststellte, Oberitalien.
Venedig. Der Reichtum des Dekors ist für die Sechzigerjahre bei uns ganz ungewöhnlich
, wie überhaupt die Entscheidung für Neurenaissance damals in unserer
badischen Ecke, im Gegensatz zu Basel, eine Pionierleistung war. Aber in Basel
gab es damals keinen Bau, der für die Löwenapotheke als Vorbild in Frage käme.
A. Pfister hilft uns hier weiter mit dem Hinweis auf Karlsruhe und indirekt auf
Heidelberg.201

In den beiden ersten Jahrzehnten nach der Jahrhundertmitte sind bei uns auch
zahlreiche Bahnhöfe und sich nach damaliger Auffassung rustikal gebende Bahn-
wartshäuser entstanden, an der privaten Wiesentalstrecke ab 1862, an der staatlichen
Hochrheinstrecke ab 1856 und an der Strecke Basel-Freiburg in den vorangehenden
Jahren. Meistens wurden sie später verändert, erweitert oder auch durch
Neubauten ersetzt. Ein bedeutendes Bauwerk war der erste Badische Bahnhof
(1862) von Joseph Berckmüller, der auch andere Bahnhöfe bei uns entworfen
haben soll.2" Berckmüller zeigt sich hier deutlich beeinflußt von der Formensprache
Heinrich Hübschs und folgt in der Grundanlage mit Turm dem beispielgebenden
Karlsruher Bahnhof von Friedrich Eisenlohr. Dieser war der große Bahnbauexperte
in Baden, der mit seinen rustikalen „Bahnwartshäusern" über die Grenzen
hinaus große Beachtung gefunden hatte. Von ihm stammt der Säckinger Bahnhof
. Als oberster Leiter des Hochbauwesens der badischen Staatsbahnen hatte er
sicher auch Einfluß auf die Entwürfe anderer Bahnhöfe genommen.

Allgemein kann man sagen, daß man sich beim Bau der ersten Bahnhöfe mehr
oder weniger der Formensprache von Hübsch und Eisenlohr bediente und die Baugesinnung
derjenigen der oben behandelten Amtsgebäude entsprach. Am kleinen
Bahnhof von Brennet (Abb. 16) läßt sich das gut zeigen. Der Eingang dort ist eine
Variante des Seiteneingangs der Baden-Badener Trinkhalle (1839 f.) von H.
Hübsch. Eine Türe wird hier wie dort mit zwei flankierenden Fenstern gekuppelt;
alle drei Öffnungen besitzen Stichbögen. Die Gruppe wird in Baden-Baden von
einer der höheren Türe wegen vierfach gebrochenen Verdachung zusammengefaßt,
in Brennet ist das darüberliegende Sohlbankgesims entsprechend gebrochen. Die
Staffelung der Baden-Badener Eingangsgruppe weist in Brennet das zentrale Obergeschoßfenster
auf. Auch ein weiteres Detail stimmt überein: Die Stichbögen sind
hier wie dort leicht „gestelzt". Den treppenförmig aufsteigenden Fries an den Giebelschrägen
kennen wir u.a. schon von der Schwörstadter Kirche her.

Bei den Bahnhöfen der Wiesentalbahn kann man die Differenzierung nach Bedeutung
gut beobachten. Haagen und Maulburg haben ähnliche Bahnhöfe,

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