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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
59.1997, Heft 2.1997
Seite: 78
(PDF, 33 MB)
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Einfachheit gewesen wäre. In Obersäckingen machte er aber eine Ausnahme. Allerdings
suchte er hier einen Kompromiß, indem er ein steileres Dach mit einer
flacher geneigten inneren Decke verband.27' Den Turm stellte er nicht wie in
Sulzburg auf die Chorseite oder wie später vor oder in die Fassade, sondern auf
die Seite. Er griff damit erklärtermaßen auf Italienisches zurück. Der Turm wird
beinahe zum Campanile. und vor allem kann sich die Fassade eindrucksvoller, in
ruhigerer Würde darbieten als bei der mit der Eingangsfassade in Verbindung
gebrachten Turmstellung.

Neu gegenüber Sulzburg war auch die Verwendung eines das Portal rahmenden
Ornamentbandes aus Terracotta. Der Schmuck unterstreicht nicht die Statik des
Baues, sondern wird eindeutig als das behandelt, was er ist: als zierende Zutat.

Eine verständnislose Restaurierung hat den Innenraum auch hier verfremdet.
Wenn man sich ein Bild davon machen will, wie stimmungsvoll das späte 19.
Jahrhundert seine Kirchenräume ausstattete, kann man die glücklicherweise geretteten
Kirchen von Tunsei. Oberlauchringen oder Bräunlingen besichtigen.

Die byzantinisierende Bonifatius-Kirche in Lörrach von 1867 ist eine ganz im
Sinne von Heinrich Hübsch konzipierte Basilika. Der Vergleich mit Obersäckingen
liegt nahe, nicht nur der konsequenten Steinsichtigkeit wegen. Hingewiesen
sei nur auf die Stellung des Turmes. Verwendete Hübsch in Obersäckingen Sandstein
, so wurde in Lörrach - wie z. B. bei den ravennatischen Kirchenbauten - mit
hartgebrannten Backsteinen gebaut. Gemeinsamkeiten lassen sich auch mit anderen
Hübsch-Kirchen feststellen, mit Bulach oder Altschweier. Der verantwortliche
Architekt. Bezirksbaumeister Leonhard, und der als Leiter des erzbischöflichen
Bauamtes mitwirkende Lukas Engesser standen beide dem in der Vorphase der
Planung noch als oberster Baubeamter des Großherzogtums tätigen Heinrich
Hübsch (gest. 1863) offensichtlich sehr nahe. So kam in Lörrach selbstverständlich
- anders als in Basel (Elisabethenkirche 1857ff.) oder Mülhausen (Stefanskirche
1858ff.) - Neugotik nicht in Frage, auch nicht Neuromanik wie etwa bei der
Kirche im elsässischen Altkirch schon 1845-50. Trotz entsprechender Details ist
die Kirche auch kein neubyzantinisches Bauwerk. Leider hat auch bei der Bonifatiuskirche
die Restaurierung das Innere in lieblosester Weise ausgenüchtert.

Die 1866 geweihte katholische Kirche in Höllstein, von dem soeben erwähnten
Lukas Engesser entworfen, gehört ebenfalls noch in die Ära Hübsch. Die
Portalgruppe mit der Ädikula-Nische über der treppengiebelartigen Portalbekrönung
erinnert an Hübschs Bulacher Kirche. Ähnlich - mit „Treppengiebel" und
Figurennischen - hatte Hübsch auch den Eingang des von ihm neu errichteten
Westwerks des Speyrer Domes gestaltet. Neu sind in Höllstein die (eigentlich
gotischen) Staffeln an den Giebelschrägen der Fassade. Der schlanke, plastisch
schön durchgeformte achteckige Turm erhebt sich - wie oben dargelegt, nicht ganz
im Sinne von Hübsch - dachreiterartig über dem Giebel der Eingangsfront. Diese
sparsame Lösung, die wir schon in Feuerbach gesehen haben, werden wir auch
noch später häufig antreffen. Vorläufer dieser aufsitzenden kleinen Türme sind
schon in der Weinbrennerzeit die „in der Fassade steckenden" Türme (Binzen.

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