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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
59.1997, Heft 2.1997
Seite: 80
(PDF, 33 MB)
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unserer Heimat! Dabei wird aber in keiner Weise an die lokale Tradition, an die
spätgotischen Dorfkirchen mit ihren Satteldachtürmen, den Maßwerkfenstern und
Eckquadern angeknüpft.

Überblicken wir die beiden Jahrzehnte um die Jahrhundertmitte, so lassen sich
folgende Feststellungen treffen:

Der Einfluß von Heinrich Hübsch war vor allem beim Kirchenbau dominierend.
Dessen Autorität verhinderte wohl das frühere Aufkommen von Neugotik in unserer
Gegend. Friedrich Eisenlohrs positive Einstellung zu diesem Stil zeigt sich bei
uns eigentlich nur in Freiburg beim Colombi-Schlößchen. wo einer seiner Schüler
die beim Bau der Ortenburg (Eisenlohr 1838 ff.) gesammelten Erfahrungen einbringen
konnte.

Obwohl der tonangebende H. Hübsch für romanische Baukunst viel übrig hatte,
taucht bei uns. wenn man vom Sonderfall seiner z.T. recht freien Rekonstruktion
der Tennenbacher Klosterkirche als Freiburger Ludwigskirche absieht, noch keine
Neuromanik auf. Ihm ging es ja keinesfalls darum, die Formenwelt der Romanik
für einen archäologisch überzeugenden Neostil fruchtbar zu machen. Sein „Rund-
bogenstil" sollte eine zeitgemäße Neuschöpfung sein, die sich an der frühchristlich
-byzantinischen und romanischen Kunst ganz allgemein orientierte, ohne sie
zu kopieren. Am ehesten könnte man Eisenlohrs zerstörte Freiburger Stadthallen-
Basilika aus den Vierzigerjahren (s.o.) noch mit italianisierender Neuromanik in
Verbindung bringen.

Während man sich in Basel schon früh für das Vorbild Renaissance interessierte
, war bei uns erst in den Sechzigern etwas Ähnliches zu beobachten. Die Löwenapotheke
in Lörrach bildete aber dann gleich einen sehr effektvollen Auftakt.
Französische Renaissance wurde bei der Rosenfels-Villa importiert.

Die Verwendung von Holz. z.B. als Fachwerk, spielte noch kaum eine Rolle,
obwohl F. Eisenlohr, bewußt an die regionale Holzbautradition anknüpfend, solches
schon in den Vierzigerjahren bei seinen vielbeachteten „Bahnwartshäusern"
verwendete. Man hatte also - in einer Zeit, in der das Ländliche für die meisten
Menschen noch selbstverständliche Umwelt war - bei uns im allgemeinen noch
keinen Sinn für die Reize des „Rustikalen". Im Gegensatz dazu beachte man
drüben in Frankreich in der „Petite Camargue" das große ..Chalet" des Fischzuchtdirektors
von 1853!

Das Bedürfnis nach auftrumpfender Repräsentation, das in den letzten Jahrzehnten
des Jahrhunderts dann so mächtig werden sollte, spielte noch kaum eine Rolle.
Unabhängig davon, welcher Richtung die Architektur im einzelnen angehörte, war
auch noch in den Sechzigerjahren der Wille zur Schlichtheit, Bescheidenheit,
Zweckmäßigkeit, zur bürgerlich-vornehmen Zurückhaltung, also das klassizistische
Erbe im weiteren Sinne oder in der Spielart des Biedermeierlichen, unverkennbar
. Immer noch gern verwendet, aber andererseits auch bewußt vermieden
wurde die klassizistische horizontale Fensterbekrönung, die mit ihrem glatten.

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