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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
59.1997, Heft 2.1997
Seite: 89
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1997-02/0091
Die Stimmung der Bevölkerung über das Vorgehen gegen die Juden ist verschieden
. Während ein Teil davon natürlich begeistert ist, wird andererseits das
Vorgehen von vielen verabscheut.(...)

2. Bericht: Besondere Aktivität entfalten die Nazis in Müllheim. (...) Am letzten
Montag war Viehmarkt. Alle Leute, die sich mit Juden unterhielten, wurden durch
die Nazis fotografiert; die Bilder wurden vergrößert und in öffentlichen Lokalen
aufgehängt. Darüber entstand große Empörung. Der Viehmarkt war schlecht besucht
, die Bauern mußten ihr Vieh zum größten Teil wieder mit nach Hause
nehmen. Als besondere Sensation hatte man eine Puppe als Juden ausgestopft, auf
die solange eingehauen wurde, bis sie zerplatzte.

3. Bericht: Der Kampf gegen die Juden vollzieht sich mit aller Gewalt und
Brutalität. Täglich kommen die unglaublichsten Dinge vor. Man muß sich wirklich
fragen, ob wir denn eigentlich noch unter Kulturmenschen leben."

November 1938

Staatsarchiv Freiburg: Staatsanwaltschaft Freiburg Zugang 1988/44, Verbrechen
gegen die Menschlichkeit (Schändung der Synagoge und des jüdischen
Friedhofs in Müllheim)

Aus der Urteilsbegründung des Schwurgerichts des Landgerichts Freiburg vom
9./10. August 1948 (Az.: 1 Ks 2/48):

„Nach der Ermordung des Botschaftsrats v. Rath in Paris wurden auf Befehl von
Berlin schlagartig im ganzen Reiche Aktionen gegen Juden und deren Eigentum -
hauptsächlich Niederbrennung der Synagogen, Zerstörung jüdischer Friedhöfe,
Verwüstung jüdischer Wohnungen und Geschäftshäuser - durchgeführt. Anschließend
wurde ein Teil der Juden nach verschiedenen KZ verbracht.

In Baden wurden die Aktionen durch Anweisungen der Gauleitung an die Kreisleitungen
ausgelöst. Eine entsprechende femmündliche Anweisung erhielt in der Nacht
vom 9. zum 10. November 1938 auch der zur Zeit noch flüchtige Kreisleiter von
Müllheim namens Grüner. In Müllheim wohnten damals schätzungsweise noch 42
jüdische Familien. i:' Der Kreisleiter Grüner rief noch in derselben Nacht Angehörige
des Kreisstabs. Politische Leiter und sonstige führende Mitglieder der NSDAP zur
Kreisleitung, unterrichtete diese davon, daß der Judenschutz aufgehoben und eine
Judenaktion durchzuführen sei. Dann befahl er einen sogenannten Judenschreck. Die
Versammelten zogen durch die Straßen von Müllheim, bewarfen die jüdischen Wohnungen
und Geschäfte mit Steinen, wobei mehrfach Fensterscheiben zertrümmert
wurden, und der Kreisleiter gab mehrere Schüsse aus seiner Pistole ab.

Am 10.11.1938 erreichte die Aktion ihren Höhepunkt. Am zeitigen Vormittag
fuhr der Kreisleiter in einem Kraftwagen mit einigen Parteifunktionären nach Sulzburg
, wo auf seine Veranlassung eine gleiche Aktion im Gange war, kehrte aber
bald wieder mit seinen Begleitern nach Müllheim zurück. Jetzt begann in Müllheim
die systematische Zerstörung. Die Synagoge wurde aufgebrochen und im

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