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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
59.1997, Heft 2.1997
Seite: 101
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1997-02/0103
Ludwig durch die Verpfändung von Rheinfelden, Neuenburg und Breisach einlöst
(350).Trotzdem zieht Leopold, in der Hoffnung, mit päpstlicher und französischer
Hilfe seinen Bruder doch noch, „an das Reich zu bringen", nochmals ins Elsaß. Im
Kampf gegen den Landgrafen Ulrich von Werd zerstört er St. Pilt (St. Hippolyte),
stirbt aber bald darauf, krank und geistig umnachtet in Straßburg, nicht 1327, wie
Münster irrtümlich festhält, sondern bereits ein Jahr zuvor (351). Indessen dauert
das Zerwürfnis an, zwar nicht mehr als Kampf zweier weltlicher Rivalen, sondern
infolge des Konflikts zwischen König Ludwig und Papst Johann XXII. Dieser hat
den König exkommuniziert und „den pfaffen. münchen und geistlichen in Teüt-
schen landen singen und lesen" untersagt, was zu jahrelangem Zwiespalt führt.
Päpstlich gesinnte Geistliche werden aus den kaisertreuen Städten vertrieben, so in
Straßburg, wo es unter der Redewendung „Sie solten fürbasz singen oder ausz der
statt springen" zur Austreibung der Dominikaner kommt, denen in der Folge die
kaisertreue Stadt während viereinhalb Jahren verschlossen bleibt (351)20>.

Spärlicher sind die Nachrichten über die Vorgänge am Oberrhein in der Zeit der
luxemburgischen Kaiser. Als Karl IV. nach Ludwigs Tod sich Ende 1347 ins
Elsaß begibt, um sich huldigen zu lassen, wird er in Straßburg als König empfangen
. In seiner Begleitung befindet sich ein päpstlicher Legat, der vom Papst ermächtigt
ist, die Anhänger des verstorbenen Kaisers Ludwig zu absolvieren, vorausgesetzt
daß sie sich eidlich dazu verpflichten, dem Papst in allen Stücken treu
und ergeben zu sein und niemanden als römischen König anzuerkennen, der nicht
zuvor vom Papst bestätigt worden ist.

Als solches sich wenig später vor dem Basler Rat wiederholt, erteilt Bürgermeister
Ritter Konrad von Bärenfels dem Legaten, einem Propst aus Bamberg,
eine unmißverständliche Antwort: „Ir sollen wissen, daz wir nit glauben noch
bekennen, daz unser herr, keyser Ludwig von Baiern hochloblicher gedechtnusz
zu einiger zeit ein onchristen (unchristlicher) mann oder ketzer gewesen sei, unn
wolchen uns das mertheil der Chürfürsten zu einem kayser geben, denselbigen
nemen wir an, obgleichwol der bapst in nümmer bestetigte; wollen ir uns auff
solichs absolvieren, so mögen wir es leyden; wir werden diser absolution halb
nichts thün. daz uns von dem Römischen reich mocht verwiszen werden." Der
Legat läßt es dabei bewenden und absolviert Rat und Bürgerschaft, worauf diese
dem neuen Reichsoberhaupt huldigen (354/355). All diese Begebenheiten, die
Episode mit dem Basler Bürgermeister beinahe wörtlich, finden sich bereits in
der Chronik des Matthias von Neuenburg (ca. 1300- ca. 1370). Die Herkunft
dieses bedeutenden Chronisten aus Neuenburg a. Rh., seine Wirkungsstätten in
Basel und Straßburg machen es verständlich, daß die Auswirkungen der Auseinandersetzungen
König Ludwigs mit seinen habsburgischen Gegnern und dem
Papst im oberrheinischen Raum, die ja für den Chronisten Gegenwartsgeschichte
sind, ein Kernstück seines Werkes bilden. Da nun freilich diese Chronik
erstmals 1553, also ein Jahr nach Münsters Tod, in Basel im Druck erschienen
ist, muß Münster eine handschriftliche Überlieferung zur Verfügung gestanden
haben2".

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