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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
59.1997, Heft 2.1997
Seite: 109
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1997-02/0111
Vorgehen gegen Karl den Kühnen. Zur raschen Zuspitzung der Lage trägt wesentlich
das tyrannische Gebahren des Landvogts von Hagenbach bei. „Es hett mit im
der gantz Rheinstrom zu schaffen."

Er hält fremde Truppen im Land, bedrückt das Volk mit Steuern, erbittert durch
sein hochtrabendes Auftreten Edle und Unedle, vergeht sich an Frauen und Töchtern
und führt überhaupt ein willkürliches Regiment, was bei den Bürgern von
Breisach, Neuenburg, Rheinfelden und andern Städten Widerstand und Empörung
weckt. Während jedoch die zeitgenössischen Chronisten von Hagenbach ein
durchweg negatives Bild entwerfen, hebt Münster positiv an ihm hervor, daß es
ihm gelungen sei. die Straßen dermaßen zu sichern, „dasz einer gelt unn gold on
sorg an einem stecken durch das land möcht tragen".

Als die Mitglieder der Niederen Vereinigung die zur Auslösung der Pfandlande
bestimmte Summe in Basel hinterlegen, lehnen sich die Bewohner Eimsheims
offen gegen Hagenbach auf. Sein Versuch, in der Osternacht 1474, als die Bürger in
der Kirche sind, mit seinen Lombarden die Mauern des Städtchens zu ersteigen,
scheitert an der Aufmerksamkeit der Wächter; viele Lombarden werden von den
eilig mobilisierten Bürgern über die Leiter hinuntergeworfen und erstochen; der Rest
flieht mit Hagenbach nach Breisach. Aber auch hier haben die Bürger genug. In der
Frühe des Ostermontags bemächtigen sie sich des Landvogts. Zwei Tage wird er im
Hause des Bürgermeisters in Arrest gehalten, alsdann in Ketten gelegt und in den
Turm gesperrt. Hagenbachs Bruder Stephan informiert den Herzog von Burgund
über diese Vorfälle. Am 19. April erobern die Straßburger Schloß Ortenberg und
das Weilertal zurück. Einen Tag darauf trifft Herzog Sigmund von Österreich mit
300 Pferden in Basel ein: er entsendet Ritter Hermann von Eptingen, dem Land die
Ablösung aus der Pfandschaft zu verkünden. Zur Freude der Bevölkerung erscheint
Sigmund bald persönlich in Ensisheim, Breisach und Freiburg, wobei die Kinder in
den Gassen eine Parodie des alten Osterhymnus anstimmen:

„Christ ist erstanden, der landvogt ist gefangen. Des sollen wir alle fro sein,
Sigmund soll unser trost sein. Kyrieleis! Wer er nit gefangen, so wer es übel
gangen. Seid daß er nun gefangen ist. so hilfft im nichts sein böser list."

Es folgt die Schilderung des Prozesses gegen Hagenbach in Breisach bis in
Einzelheiten hinein. Es war ein politischer Prozeß, der bei den Zeitgenossen großes
Aufsehen erregte: „Unn kam eine grosse weit dohin von dem gantzen Elsasz,
von Straszburg, vom Sunggow unn dem Schwartzwald". allein von Basel über
400, unter ihnen Bürgermeister Peter Rot. dazu Delegationen aus Schlettstadt,
Kenzingen, Neuenburg, Thann und Freiburg, sogar aus Bern und Solothurn. Das
aus 27 Richtern zusammengesetzte Gremium berät unter dem Vorsitz des Schultheißen
von Ensisheim. Die Anklage erhebt im Namen von Herzog Sigmunds
Landvogt der Basler Jurist und Ratsherr Heinrich Iselin. Als Pflichtverteidiger
amtet Ratsherr Hans Irmi, der die Anklagepunkte, die Münster einzeln wiedergibt,
zu widerlegen oder zumindest abzuschwächen sucht. Am Abend wird einstimmig
das Todesurteil verkündet, worauf der kaiserliche Herold dem Verurteilten die
Ritterwürde entzieht (510). Der Herold wendet sich darauf an die versammelten

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