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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
60.1998, Heft 1.1998
Seite: 8
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1998-01/0010
So gelangte ein silbernes Prozessionskreuz. Ende 13. Jh. in einer Freiburger
Werkstatt gefertigt, in die Eremitage nach Petersburg. Wertvollste Meßgeräte,
u.a.: der romanische Trudpertkelch aus dem 13. Jh.. werden heute im Metropolitan
Museum of Art in New York gezeigt.

Von hohem Wert ist auch das in Frühmittelhochdeutsch abgefaßte St. Trudpert-
Hohelied, das heute in der Wiener Nationalbibliothek aufbewahrt wird.

Nur das berühmte Niellokreuz verblieb im Münstertal und ist seit der Säkularisation
, dank dem Wohlwollen des Großherzogs, im Besitz der damals gegründeten
Pfarrei St. Trudpert. Dieses Vortragekreuz, etwa 65 cm groß, besteht aus Silberblech
, das nach der Bearbeitung auf einen Holzkern aufgenagelt wurde. Die Figuren
wurden getrieben, die dekorativen Teile punziert und nielliert. Gerade die
schwierigen und subtil ausgeführten Nielloeinlagen geben dem Kreuz seinen bezaubernden
Charakter.

Die weitere Geschichte der Klosters ist von Zeiten der Blüte und des Niedergangs
, von Freud und Leid gekennzeichnet. So wurden die romanische Basilika
und weite Teile der Klosteranlage im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges, am
28.12.1632. von den Schweden gebrandschatzt und ausgeplündert. Nur mühsam
erholte sich der Konvent von den Schrecken und Folgen dieser Zerstörung. In der
Amtszeit der Äbte Georg Garnet (1633-1665) und Roman Edel (1665-1694) begannen
die Instandsetzung der Kirche und der Wiederaufbau der Klostergebäude.
Besonders tatkräftig und baufreudig war deren Nachfolger. Abt August Sengler
(1694-1731). der wichtigste Bauherr der barocken Zeit. Nach der Errichtung der
Trudpertkapelle (1694). an der Stelle des Martertodes des Heiligen, der Einwöl-
bung des Chores in der ruinösen Abteikirche (1710) und dem Baubeginn des
neuen Westturmes verpflichtete er 1715 für seine weiteren Bauabsichten- mit
großer Wahrscheinlichkeit- den jungen Vorarlberger Peter Thumb. Dieser stand
bis zu diesem Zeitpunkt in Diensten des elsässischen Klosters Ebersmünster, dessen
Abt der Bruder von August Sengler war.

Da bis heute alle schriftlichen Verträge, Pläne und Akkorde, die Abt Sengler mit
dem Baumeister abschloß, als eindeutige Beweisstücke verschollen sind und die
Architektur der Kirche an manchen Stellen auffallend karg und ideenlos wirkt,
wird die Tätigkeit von Peter Thumb für das Kloster St. Trudpert von manchen
Kunsthistorikern angezweifelt (v. a. H. M. Gubler. 1972). Andere begründen die
beanstandeten Mängel mit der finanziellen Situation des Klosters, die zur Sparsamkeit
zwang und den Architekten von einer üppig - barocken Entfaltung zurückhielt
(v. a. W. Sebert. 1962). Dennoch entstand ein nach dem Vorarlberger
Münsterschema gestaltetes elegantes, lichtes Raumgefüge. dessen Eindruck durch
die kühne Deckenkonstruktion gesteigert wird. Um die Raumharmonie nicht zu
zerstückeln, verzichtete hierbei der Architekt zur Abstützung der Decke auf das
Einziehen von tragenden Gurtbosen und fixierte das Stuckgewölbe auf einem
Lattenrost, der über Spanten und Eisenstangen mit dem Dachstuhl verschraubt ist.

Nach Fertigstellung der Ausstattung wurde die Kirche am 5.10.1727 vom Konstanzer
Weihbischof Franziskus Johannes Reichsfreiherr von und zu Sirgenstein
zu Ehren der Heiligen Petrus. Paulus und Trudpert eingeweiht.

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