http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1998-02/0077
Kleinen Wiesental fand deshalb in allen Gasthäusern von Wies eine so ständige
Ablösung bzw. ein Wechsel der Eigentümer und der Wirtepächter statt.
Gerade am Beispiel von Wies sollen unter diesen Aspekten die Verhältnisse der
Wirte untereinander sowie die näheren Umstände der Gemeindewirtschaft "Zum
Maien" beleuchtet und aufgezeigt werden.
Die Gemeindewirtschaft "Zum Maien"
Bis zum Jahre 1778 war Wies ein Filialort von Tegernau, hatte aber neben dem
Stabhalteramt auch eine eigene Gemeindewirtschaftsgerechtigkeit. Dieses Recht
darf in das 16. Jahrhundert datiert werden, obwohl aus den vorliegenden Wirtschaftsakten
der tatsächliche Betrieb einer Gemeindewirtschaft in Wies erst im
Jahre 1778 kundig wird. So erfahren wir durch den Gründer des Realgasthauses
"Zum Löwen", den Bäcker Levi Weis, daß er vor 1778 mehrere Jahre in seinem
Haus die Gemeindewirtschaft führte.
Von 1779 bis 1804 gab es keinen Bewerber für die Ausübung der Gemeindewirtschaft
, zumal die etablierten Wirte des Ortes unter sich die damals jährliche
übliche Taxe teilten und somit eine weitere Konkurrenz ausschalteten.
1804 bot sich Martin Brombacher von Stockmatt an, das Gemeindewirtschaftsrecht
gegen die Bezahlung einer jährlichen Taxe von 2 Gulden und 30 Kreuzern in
Bestand zu nehmen. Als 1807 der Wieser Bürger Fridolin Vollmer seinerseits der
Vogtei Wies vorschlug, die Gemeinde Wirtschaft auf 10 Jahre zu betreiben und
dafür eine Taxe von insgesamt 40 Gulden zu bezahlen, schalteten sich sofort die
drei ortsansässigen Wirte ein und plädierten für ein weiteres Belassen der Gemeindewirtschaft
in der Stockmatt bei Martin Brombacher.
1834 ersteigerte Johann Jakob Dörflinger das Gemeindewirtschaftsrecht für 8
Jahre und zahlte an die Gemeindekasse insgesamt 47 Gulden.
Nachfolgender Gemeindewirt war ab 1842 Johann Jakob Weber, der jedoch im
Oktober 1845 verstarb. Seine Witwe gab das ersteigerte Gemeindewirtschaftsrecht
an den Kronenwirt Mutterer ab. der die jährliche Taxe bis 1856 pünktlich an die
Gemeindekasse abführte.
Ab April 1856 übernahm Wilhelm Weber, der Sohn des oben genannten J.J.
Weber, für 4 Jahre und mit einer Taxe von 40 Gulden die Gemeindewirtschaft.
Als dieser Anfang des Jahres 1861 das Realgasthaus "Zur Krone" erwarb und dort
wirtete, verkaufte er sein bisheriges Haus, auf dem er bis Ende 1860 die Gemeindewirtschaft
betrieb, an Johannes Kuttler. der dort im gleichen Haus als letzter
Gemeindewirt von Wies bis Ende 1867 verblieb.
Am 26.3.1868 veräußerte die Gemeinde Wies in öffentlicher Versteigerung ihr
jahrhundertealtes verbrieftes Gemeindewirtschaftsrecht für den Betrag von 1200
Gulden an den Holzhändler Martin Vollmer, der das Realrecht auf sein Haus
übertrug und ab Mai 1868 mit dem Schild "Zum Rößle" ein weiteres Realgasthaus
in Wies eröffnete.
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