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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
60.1998, Heft 2.1998
Seite: 140
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1998-02/0142
Im März 1917 wurde auch Ernst Schleith als 46jähriger Mann nach Lahr in die
Kaserne einberufen. „Es ist ein Elend, daß man in meinem Alter noch Rekrut sein
muß, ich fühle mich unglücklich, d. h. eigentlich schon krank", schrieb der sich
eingesperrt fühlende Maler.

Doch schon kurze Zeit später schrieb er euphorisch: „Zur Zeit mache ich überhaupt
keinen eigentlichen Dienst, sondern zeichne Bildnisse, nämlich hat mich der
sonst so gestrenge Feldwebel vor der Mannschaft zum 'Hofmaler' erklärt."
Gleichzeitig beklagte er sich über seine „Stubengenossen", das schlechte Essen,
den Krieg und seine schlechtsitzenden Uniformhosen.

Im Jahre 1918 wurde der „Kunstmaler" Schleith nach Waldshut zu einer anderen
Einheit versetzt. Er war glücklich und schwärmte: „Das herrliche Rheintal! -
Dann fast lauter gebildete Kameraden. - Schon das allein ist unendlich viel wert.
Mit was für Leuten mußte ich oft in Lahr zusammen sein."

Er erholte sich sichtlich, denn der Dienst erlaubte ihm, Briefe zu schreiben und
sich mit den Philosophen zu beschäftigen. In vielen seiner Episteln verwendete er
Zitate von Tolstoi, Goethe und besonders von Nietzsche.

Zurück in Wieslet überwarf sich Schleith mit einem seiner ältesten Freunde und
Gönner. Der Grund waren unterschiedliche Meinungen über die Kriegserlebnisse
eines Rekruten und eines Offiziers im Ruhestand, der noch von der Disziplin der
„Kaiserzeit" geprägt war. Doch Schleith begriff nicht, daß man alte Freunde, und
vor allem „Geldgeber", nicht vor den Kopf stoßen kann, ohne negative Reaktion
derselben. Kalt schrieb er: „Verliert man alte Freunde, gewinnt man dafür neue.
Gott sei dank, ich finde immer mehr Freunde und Gönner meiner Kunst - ohne
daß ich sie eigentlich suche."

Während seines Aufenthaltes in Wieslet wohnte Schleith meistens bei seinem
ehemaligen Lehrer, Konrad Thimig, der in ihm schon seit seiner Jugendzeit sein
Talent erkannte und den Weg zu seinem Studium ebnen half.

Deshalb trug sich der Maler 1921 mit dem Gedanken, ein Atelier in Wieslet zu
errichten. Zuerst wurde die Möglichkeit, den Dachraum im Rathaus auszubauen,
erwogen. Doch Schleith schwankte und prüfte noch Alternativen.

Außerdem kann man aus einem Schreiben des Bürgermeisters Sütterlin an das
Bezirksamt Schopfheim vom 1. 5. 1921 betreffs der „Beschaffung einer Kunstwerkstätte
für den Kunstmaler Emst Schleith" entnehmen:

„Herr Schleith konnte sich noch nicht entschließen, dauernd hier seinen Wohnsitz
zu haben, indem er glaubt, seine Kunstarbeiten dorten ausführen zu müssen,
wo er schließlich den Absatz seiner Arbeiten mehr hat. als hier, mithin in der
Stadt. Der Gemeinderat steht dieser Beschaffung nicht unsympathisch gegenüber,
möchte aber, wenn möglich doch zuwarten mit dem Baubeginn, bis Herr Schleith
fest entschlossen ist. für Lebzeiten dauernd hierzubleiben."

Weiter schrieb Sütterlin am 21. 6. 1921: „Herr Schleith teilt uns mit, daß er
großen Wert auf die Beschaffung eines Ateliers in Wieslet, wo er bleiben wolle,
lege. Ein solches sei im Speicher des Schulhauses geeigneter zu erstellen, als im
Rathaus. Schleith ist bereit 2000 Mark zur Ausführung beizusteuern (Vielleicht
steuern auch Gönner dem Maler noch bei).

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