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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
60.1998, Heft 2.1998
Seite: 166
(PDF, 33 MB)
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Friedlin wurden beide steinalt und wohnten bis zum Lebensende auf dem Hof.
Hans Müller lebte in dem anderen Hausteil und war der einzige Schneider weit
und breit. Er arbeitete nicht zu Hause, sondern auf der "Stör", also im Hause der
Kundschaft. Seine Arbeitszeit richtete sich nach den Lichtverhältnissen, und so ist
anzunehmen, daß er hauptsächlich zur Sommerszeit sein Brot verdiente. Von 6
Uhr früh bis abends 9-10 Uhr stichelte er unentwegt. Dafür bekam er freie Kost
und täglich 12 Kreuzer, das sind umgerechnet 60 Pfennige. Davon konnte er
täglich 30 Eier kaufen oder den Verdienst 5 Tage zusammenhalten und dann 1
Malter Hafer erstehen. Das war zu jener Zeit die billigste Frucht überhaupt, denn
es gab ja noch keine Kartoffeln. So war die Morgen- und Abendmahlzeit "Hafermus
. Hafersuppe und die gebrannte Mehlsuppe".

1701 begann der Spanische Erbfolgekrieg und dauerte bis 1714. Ein halbes Jahr
nach der fürchterlichen Schlacht im Käferholz, im Frühling 1703. heiratete der
26jährige Hans Müller die zwei Jahre ältere Maria Blum, und zwar in Tegernau.
Die Frau bekam ein Töchterlein, und als sie wieder in gesegneten Umständen war.
gebar sie am 24. Februar ein totes Kind. Am nächsten Tag starb die junge Mutter
und wurde neben ihrem Kind in Endenburg begraben .

Wie in alter Zeit üblich, ging Hans sofort wieder auf Brautschau und heiratete
5 Monate später Magdalena Casper von Weitenau. Dieses Mal fand die Hochzeit
in der Klosterkirche statt. Der Stammhalter Jacob wurde geboren, und ein Mädchen
kam hinzu, jedoch beim 3. Kind, anno 1715, ist die 37jährige Mutter im
Wochenbett gestorben. So verlor Hans Müller auf diese Weise zwei seiner Ehefrauen
und ehelichte 1716 die 12 Jahre jüngere Anna Maria Weis, die Tochter des
Klosterbecks von Schlächtenhaus. Sie brachte einen Sohn und eine Tochter zur
Welt und lebte insgesamt 51 Jahre auf dem Schneiderhof.

//. Generation

Hans Müller war nun noch der einzige Schneider weit und breit, doch seine
Kunst ließ nach. Da war aber Jacob, der einzige Sohn aus 2. Ehe. der beim Vater
das Handwerk gelernt hatte. Er kehrte nach etwa 2jähriger Wanderung ins Elternhaus
zurück und suchte sich als 22jähriger eine Frau. Am Morgen des 26. Juni
1730 schlüpfte er in seine alemannischen Hosen, die bis zum Knie reichten, denn
die lange Männerhose gab es in jener Zeit noch nicht. Diese kam erst rund 70
Jahre später auf und war ein Kind der Französischen Revolution. Dazu trug der
Mann selbstgestrickte schafwollene Strümpfe und einen langen Überrock in braun
oder schwarz, ein Hemd, ein scharlachrotes Leible, ein Brusttuch und einen Hut.
Das war die Sonntagsmontur der Männer, die Jacob den Heiratswilligen zur Hochzeit
anfertigte und die meist ein Leben lang hielt.

Sein 54jähriger Vater, seine 42jährige Stiefmutter und zwei Stiefgeschwister
von 12 und 13 Jahren. Tante Vreneli und Onkel Friedlin mit 65 bzw. 66 Jahren
bildeten die Begleitung, als er in den eine Viertelstunde entfernten Lehnacker

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