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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
60.1998, Heft 2.1998
Seite: 186
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1998-02/0188
Den Preis nahm Helga Paepcke. die Schwiegertochter, aus den Händen von
Regierungspräsident Dr. Conrad Schroeder für die verhinderte Preisträgerin entgegen
. Die Laudatio hielt Professor Dr. Volker Schupp aus Freiburg, der auch Mitglied
der Hebelpreis-Jury ist.

Professor Volker Schupp sagte in der Laudatio für Lotte Paepcke (Auszug):
"Will man sich dem Werk Lotte Paepckes von den Lebensumständen her nähern -
und das drängt sich eigentlich auf -. so muß man sich klarmachen, daß sie im
Jahre 1933 23 Jahre alt wurde. In dem Alter, in dem jungen Leuten die Welt offen
steht und ein Hoffnungsschimmer das noch ungelebte Leben vergoldet, verschloß
sich der Freiburger Jüdin die ihre, und eine verzweifelte Hoffnung konnte sich
allenfalls darauf richten, daß der böse Spuk doch bald ein Ende haben würde.

Zunächst währte er und brachte die gerade examinierte Juristin um die Zulassung
zum Referendardienst. Die Heirat mit dem nichtjüdischen Philologen Ernst
A. Paepcke bescherte ihr einen gewissen Schutz in dieser 'Mischehe*. Sie wurde
im Gegensatz zu ihren Eltern nicht zur Emigration gezwungen, sondern durchlebte
das tausendjährige Reich in einer Inneren Emigration', die diese Bezeichnung
eher verdient hätte als die Lebensabschnitte mancher, die sich später mit diesem
Wort verteidigten.

Die Erinnerungsliteratur ist nicht arm an Berichten von Männern und Frauen, die
in die Emigration getrieben wurden und wieder zurückkehrten oder auch nicht.
Selbst die Erfahrungen derer, die nicht von sich aus dazu neigten, diese aufzuschreiben
, sind in Interviews festgehalten worden. Lotte Paepckes Buch ist aber mehr als
diese Berichte. Die Autorin schildert das verdeckte Leben der Jüdin in Köln, die
Kriegswirtschaft in Leipzig, den Luftangriff auf Freiburg und schließlich die Befreiung
der inzwischen im Kloster Stegen Versteckten durch den Einmarsch der Franzosen
. Das ist als historisches Dokument bedeutend, was aber den besonderen Wert
des Buches ausmacht, ist die Darstellung der seelischen Befindlichkeit der beteiligten
Personen, die der Erzählung der Ereignisse selbst erst ihren Rahmen und Grund
gibt. Diese Ereignisse selbst werden dadurch nicht entwertet, im Gegenteil, die
Sparsamkeit des Faktischen, der Verzicht auf detaillierte Angaben, etwa Daten, die
nüchterne knappe Nennung des Geschehens intensivieren das Nacherleben. Daß es
sich übrigens auch um Freiburgliteratur handelt, weiß man zwar, vor allem in der
Stadt.

Im Buch aber fallen weder die Namen der Stadt noch von Max Mayer (ihrem
Vater), und die der Freunde und Bekannten sind verändert, lediglich die Straßennamen
erlauben eine Identifizierung. Das authentische Schicksal findet also eine leicht
distanzierte, aber um so eindrucksvollere literarische Bewältigung. Sie verleiht dem
Werk eben jene künstlerische Relevanz, die es über Darstellungen wie "Das Exil der
kleinen Leute", deren Bedeutung durchaus anerkannt sei. hinaushebt - in eine Literatur
, die eben von der Art Johann Peter Hebels ist", so der Laudator.

Bei der Aufnahme der Texte von Lotte Paepcke spürt der Leser die ausdrucksstarke
Kraft der wenigen Worte, mit welchen die Preisträgerin ihre zumeist traurigen
und menschenverachtenden Erlebnisse schildert. So stellt sie in ihrem Buch

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